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04.06.2020 Warum die Corona-Maßnahmen langfristig teuer werden könnten

Die Maßnahmen von Regierungen und Notenbanken gegen die Corona-Krise waren richtig. Trotzdem könnten die Hilfsprogramme langfristig richtig teuer werden. Neben der steigenden Gefahr eines verlorenen Jahrzehnts mit geringem Wachstum ist unter bestimmten Voraussetzungen auch eine Inflation nicht ausgeschlossen. – Ein Marktkommentar von Brian L. Giuliano, Vice-President und Portfoliomanager bei der Legg-Mason-Boutique Brandywine Global.

Die Unterstützungen für Kreditwirtschaft, Unternehmen, Solo-Selbständige und Konsumenten kamen während der vergangenen Wochen zur richtigen Zeit. Vor allem in Industrieländern wie den USA, aber vor allem auch in Europa und Japan war die Antwort auf die Krise deutlich. Doch allein das Beispiel Japans zeigt, welche Risiken mit den Maßnahmen verbunden sind. Das am stärksten verschuldete Land der Welt kündigte ein Konjunkturpaket im Umfang von einer Billion Dollar an. Das entspricht rund zwanzig Prozent der Wirtschaftsleistung. Auch Deutschland setzt mit seinem Programm zur Ankurbelung von Konsum und Wirtschaft ein starkes Zeichen – immerhin 130 Milliarden Euro nimmt der Bund in die Hand. Finanziert werden diese Staatsausgaben mittels neuer Schulden. Dies könnte langfristig zu einem Problem werden.

Rekordschulden dürften Wachstum über Jahre bremsen

Wenn wir uns Kapital leihen, um es heute auszugeben, ziehen wir, vereinfacht gesagt, Konsumentscheidungen vor. In der Zukunft steht dieses Kapital dann nicht mehr für Ausgaben zur Verfügung. Schlimmer noch: Aufgrund von Zinsen sind wir verpflichtet, unsere heutigen Ausgaben und mehr in der Zukunft zurückzuzahlen. Dies könnte die Wirtschaft auf Jahre lähmen und eine Phase des niedrigen Wachstums einleiten. Warum?

Bereits Ende 2019 erreichte die weltweite Verschuldung ein Allzeithoch: Mit 255 Billionen US-Dollar lag der globale Schuldenstand bei mehr als 320 Prozent der Wirtschaftsleistung. Hinzu kommen alle Maßnahmen seit März 2020. In den USA könnte der Schuldenstand gemessen an der Wirtschaftsleistung 2020 so hoch werden, wie in den vergangenen einhundert Jahren nicht. Die aufgenommenen Schulden könnten sich jedoch als gute Investition erweisen. Zumindest dann, wenn sich die Wirtschaft schnell wieder erholt. Doch zumindest mit Blick auf die USA bleibt dies unsicher. Erst kürzlich besagte ein Arbeitspapier des National Bureau of Economic Research (NBER), dass bis zu 42 Prozent der Entlassungen in Folge der Pandemie von Dauer sein könnten. Eine schnelle Erholung der Wirtschaft erscheint unter diesen Umständen schwierig. Wahrscheinlicher ist, dass das Wachstum in den 2020er-Jahren noch niedriger sein wird als in den 2010er-Jahren.

Auch Inflation langfristig nicht ausgeschlossen

Auf der Suche nach Lösungen für diese Problematik werden immer wieder die Notenbanken genannt, die in den vergangenen Jahren deutlich kreativer geworden sind. Das hat kurzfristig dabei geholfen, die Krise unter Kontrolle zu bekommen. Dennoch geht auch von diesen Maßnahmen eine Gefahr aus: Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich Anzeichen einer Inflation zeigen, sobald sich die Krise verflüchtigt hat und das Kapital der Notenbanken die Realwirtschaft erreicht. Aufgrund der vielen Schulden und der damit verbundenen Wachstumshemmnisse ist dies aber eher unwahrscheinlich. Dennoch sollten Anleger das Thema Inflation nicht gänzlich ignorieren. In Großbritannien finanziert die Notenbank bereits zu einem kleinen Teil das Staatsdefizit. Würde dies Schule machen, wäre langfristig auch die Gefahr einer Inflation gegeben.









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