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01.11.2020 Strukturwandel in der Pflege ist Herausforderung für die Branche

Pflegeeinrichtungen in Deutschland haben die Corona-Krise bislang mit großem Engagement und flexiblen Lösungen gut gemeistert. Diese Fähigkeit wird auch darüber hinaus gefragt sein. Denn die Pflegebranche macht – unabhängig von der Pandemie – einen tiefgreifenden Strukturwandel durch. Dies analysiert die Pflegeheim-Beratung TERRANUS in ihrem diesjährigen „Pflege Report“.

„Die Corona-Krise hat den Fokus auf eine Branche gelenkt, die sich schon davor in einem massiven Umbruch befand – und das weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit“, betont TERRANUS-Geschäftsführerin Anja Sakwe Nakonji. „Diese Aufmerksamkeit müssen wir nutzen, um die notwendigen strukturellen Veränderungen umzusetzen, die für ein bedarfsgerechtes Pflege- und Betreuungsangebot nötig sind. Dabei geht es um weit mehr als Fachkräftemangel und Anerkennung für eine systemrelevante Berufsgruppe.“

In den letzten Jahren haben sich die Versorgungsformen in der Altenpflege stark flexibilisiert und ausdifferenziert. Es gibt nicht mehr nur „die stationäre“ bzw. „die ambulante Pflege“. Am Markt werden verschiedenste Bausteine der Pflege flexibel kombiniert – von voll- und teilstationär, über ambulant bis hin zu variablen Konzepten. „Das ist genau die richtige Richtung und entspricht vor allem der großen Bandbreite der Bedürfnisse der heutigen Senioren-Generation“, so Sakwe Nakonji. „Allerdings stoßen damit die gesetzlichen Rahmenbedingungen zunehmend an ihre Grenzen, weil sie ambulant und stationär nach wie vor noch als getrennte Welten sehen.“

Exemplarisch für diese Entwicklung ist die massive Zunahme von Angeboten des Betreuten Wohnens in den letzten Jahren. Betreutes Wohnen kombiniert barrierefreies Wohnen mit Betreuungs- und Pflegeangeboten. Ursprünglich als Ergänzung zur stationären Pflege gedacht, hat sich dies zu einem eigenständigen und regelrecht boomenden Angebot entwickelt. Heute ist Betreutes Wohnen die zweithäufigste Versorgungsform nach der stationären Pflege. Anders als Pflegeheime, unterliegt es jedoch keinen pflegespezifischen Gesetzen und Qualitätsstandards, etwa der Heimmindestbauverordnung: Die Pflegeleistungen, die in einem solchen Setting erbracht werden, fallen nicht unter Qualitätsprüfrichtlinien.

Parallel dazu verändert sich auch die Arbeit der stationären Heime: Die Verweildauer dort sinkt seit Jahren kontinuierlich und beträgt nur noch durchschnittlich 2 Jahre. Dabei liegt der Anteil der demenziell erkranken Bewohner bei über 70 Prozent und steigt stetig. „Dieser Trend wird anhalten“, betont die TERRANUS-Geschäftsführerin. „Für die Betreiber bedeutet das, dass sie ihre Konzepte an die damit verbundenen medizinisch-pflegerischen Schwerpunkte anpassen müssen und das Thema Sterbebegleitung noch stärker in den Vordergrund rückt.“









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