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16.12.2020 Pflegestatistik ist ein Hilferuf der stationären Pflege

Laut der gestern veröffentlichten Pflegestatistik ist die Zahl der stationär Versorgten nahezu gleichgeblieben – und das trotz einer massiven Zunahme bei der Gesamtzahl der Pflegebedürftigen. Die Zahl der der ambulant Versorgten ist dagegen deutlich gestiegen. Die Pflegeheimberatung TERRANUS sieht darin einen dramatischen Beleg für das Fehlen stationärer Pflegeplätze.

„Die Zahlen werfen ein dramatisches Licht auf die Situation der stationären Pflege in Deutschland“ sagte TERRANUS-Geschäftsführer Markus Bienentreu. „Sie belegen nämlich keine Trendwende bei der Wahl der Versorgungsform wie sie politisch gewünscht ist, sondern schlicht Verzweiflung.“ So arbeiten stationäre Einrichtungen seit Jahren überwiegend bei Vollauslastung. Viele Heime führen mittlerweile Wartelisten und können die Nachfrage nicht bedienen „Für Pflegende und ihre Angehörigen bedeutet das, dass sie in vielen Fällen notgedrungen eine ambulante Versorgung organisieren müssen. Gerade für schwer Pflegebedürftige ist das aber häufig nicht die beste Lösung“, so Bienentreu.

Das Statistische Bundesamt meldet in seiner heute veröffentlichten Pflegestatistik für das Jahr 2019 eine Gesamtzunahme der Pflegebedürftigen um 21 Prozent gegenüber 2017. Damit waren 2019 rund 4,1 Mio. Menschen pflegebedürftig. Bei dieser erheblichen Steigerung spielt auch der Sondereffekt des seit 2017 geltenden neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs („Pflegegrade“) eine Rolle, der auch Personen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz umfasst. Rund 818.000 dieser Menschen werden davon stationär versorgt, das sind nahezu genauso viele wie 2017. Gleichzeitig stieg die Anzahl derjenigen, die zu Hause betreut werden, um 20,7 % auf 3,3 Mio. an.

„Es ist richtig, für stationäre Heime Entlastung zu schaffen, etwa durch den Ausbau ambulant betreuter Wohnformen“, sagte Bienentreu. Solche Mischformen aus betreutem Wohnen und teilstationärer Pflege entsprechen eher den Wünschen der Betroffenen. Hinzu kommen geringere gesetzliche Anforderungen, etwa an Gebäudezuschnitt oder Personalschlüssel. Ein Problem sei aber, dass die Betreuung in solchen Einrichtungen bei steigender Pflegebedürftigkeit häufig teurer wird als die stationäre Versorgung. „Hier müsste der Gesetzgeber tätig werden“, betonte Bienentreu.

Dennoch könnten solche Einrichtungen die stationäre Pflege nicht ersetzen. „Wenn wir eine bedarfsgerechte Versorgung sichern wollen, kommen wir um einen Ausbau stationärer Kapazitäten nicht herum“, so der TERRANUS-Geschäftsführer.








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