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28.09.2015 Flüchtlingsunterkünfte – seriöse, nachhaltige Lösungen statt schneller Geschäfte

Der Zuzug von Flüchtlingen nach Europa, insbesondere Deutschland hält unvermindert an. Ihre menschenwürdige Unterbringung stellt - auch mit Blick auf den bevorstehenden Winter - eine Herkulesaufgabe dar. So werden nach vorsichtigen Kalkulationen von AENGEVELT-RESEARCH in den nächsten zehn Jahren allein für das „Anschlusswohnen“ rd. 35 Mio. m² Nettowohnfläche bzw. bei einer mittleren Wohnungsgröße von 50 – 80 m² mehr als 500.000 Wohnungen bzw. Investitionen von 60 – 70 Mrd. EUR benötigt, ein großer Teil davon kurzfristig.

Nach Ansicht von Dr. Wulff Aengevelt kann diese Herkulesaufgabe nur von allen Verantwortungsträgern aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Immobilienwirtschaft in einer gezielten Kraftanstrengung gemeinsam gelöst werden. Wichtig seien dabei vor allem nachhaltige Lösungen, auch, damit unseriöse, rein profitorientierte „Anbieter“ erst gar keine Chance haben.

Um vor dem Hintergrund dieser überaus komplexen Herausforderungen Lösungen, Chancen und Risiken zu analysieren, veranstaltet AENGEVELT auf der EXPO REAL eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion unter Moderation von Dr. Wulff Aengevelt mit dem Titel:

„Flüchtlingsunterkünfte – neue Asset-Klasse im Spannungsbogen zwischen Rendite und gesellschaftlicher Verantwortung?“

Dienstag, 06. Oktober 2015, 12:45 Uhr, Halle B1, Konferenzraum B13

Teilnehmer sind:

- Thomas Geisel, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf
- Prof. Dr.-Ing. Jürgen Erbach, Professor an der HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst, Holzminden, mit Schwerpunkt Wirtschaftswissenschaften, Immobilienfinanzierung und -investitionen sowie Bauprojektentwicklung
- Markus Gildner, THE PEOPLES PROJECT, Projektentwickler, jüngstes Projekt: 6 Reihenhäuser für 60 Flüchtlinge in Eckental (Bayern)
- Stefan Hasche, Geschäftsführer ABUB GmbH, seit 20 Jahren Betreiber von Flüchtlingsunterkünften und zuverlässiger Partner der Öffentlichen Hand mit Tätigkeitsschwerpunkt in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Bayern; betreibt z.Z. ca. 2.500 Flüchtlingsplätze, bis Jahresende vsl. mehr als 4.000
- Andreas Tied, Bereichsleiter Immobilien & Stadtentwicklung bei der IBB Investitionsbank Berlin
- Steffen Uttich, seit 2012 Leiter Fondsmanagement der BEOS AG, Berlin, zuvor Immobilien-Redakteur F.A.Z.

Hier die Statements der Diskussionsteilnehmer zum Thema:

Thomas Geisel, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf:
„Kurzfristig ist es unser Ziel, in Düsseldorf weitere menschenwürdige Unterbringungen von Flüchtlingen im benötigten Umfang bereit zu stellen. Dabei sollten wir aber auch die langfristigen Perspektiven dieser Zuwanderung im Blick haben. Diese bedeuten auch eine steigende Nachfrage nach Wohnraum in allen Preissegmenten. Angesichts der sehr geringen Flächenreserven im Stadtgebiet lassen sich diese Herausforderungen nur im engen Schulterschluss von Kommune und Immobilienwirtschaft lösen. Die Stadt Düsseldorf arbeitet dazu bereits intensiv mit Maklern, Eigentümern und Projektentwicklern an praktikablen Lösungen.“

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Erbach, HAWK
„Die Immobilienwirtschaft wird nicht müde, auf ihre volkswirtschaftliche Bedeutung hinzuweisen. Jetzt kann sie sie unter Beweis stellen! Zum Beispiel gibt es in vielen Städten innerstädtische leerstehende Immobilien, die man im konstruktiven Zusammenspiel mit Ländern und Kommunen kurzfristig zu dringend benötigten winterfesten Flüchtlingsunterkünften umrüsten könnte. Das bietet allen Seiten Chancen. Dass Flüchtlingsunterkünfte indessen eine eigene Assetklasse begründen, daran fehlt mir der Glaube.“

Markus Gildner, THE PEOPLES PROJECT:
„Neubauten für Asylbewerber sind nachhaltig wirtschaftlich möglich, wenn es sich dabei nicht um Modulbauten (Wohncontainer), sondern um klassische Reihenhäuser handelt. Wohncontainer sind nur zweckgebunden als Sonderbau nutzbar und nach dem Auszug wertlos, faktisch "Edelschrott". Massiv gebaute Reihenhäuser können dagegen über Jahrzehnte wohnwirtschaftlich genutzt werden.“

Stefan Hasche, ABUB GmbH
„Seit 20 Jahren betreiben wir Gemeinschaftsunterkünfte und Wohnungen für Flüchtlinge. Durch eine jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden sind wir auch in den Jahren mit geringer Flüchtlingszuwanderung ein starker Partner für die öffentliche Hand gewesen. Unsere Arbeit ist deshalb derzeit sehr gefragt. Leider werden wir in öffentlichen Diskussionen und bei der Bevölkerung teilweise in die gleiche Ecke gestellt wie unseriöse Trittbrettfahrer, die das schnelle Geld verdienen wollen. Wir distanzieren uns ausdrücklich von solch einem Geschäftsgebaren und nutzen die momentane Situation nicht aus, sondern sind langfristig orientierte Dienstleister.“

Andreas Tied, IBB Investitionsbank Berlin:
„Förderinstitute wie die IBB sind Investitions- und Strukturbanken und prädestiniert für die Förderung von Investitionen?. In der jetzigen Lage bedarf es angesichts des enormen Flüchtlingszustroms einer konzertierten Aktion der öffentlichen Hand. Hier sind die Investitionsbanken jetzt mehr denn je gefragt.“

Steffen Uttich, BEOS AG
„Die Immobilienbranche wird in der Flüchtlingsdiskussion oft unter den Generalverdacht gestellt, aus der Not der Menschen ein Geschäft zu machen. Dabei kann sie durch die Bereitstellung von Flächen an der Seite der Kommunen einen wesentlichen Beitrag leisten, um die Herausforderungen zu meistern. Deshalb sind die Kommunen aufgerufen, die erfahrene Unterstützung öffentlich darzustellen, um einen Beitrag zur Differenzierung zu leisten.“



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