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30.10.2015 Retail: Kaum Großdeals – Kleine Städte bieten Metropolen die Stirn

Die BIG-10-Standorte haben im dritten Quartal auf dem deutschen Einzelhandels-Vermietungsmarkt etwas an Dynamik verloren. Mangels Großanmietungen kamen die Großstädte nur noch auf 36.000 m² und damit auf einen Anteil von knapp einem Viertel am Gesamtvermietungsvolumen. Im Vorjahresquartal waren es noch 40 % gewesen. Bei den Objekten mit mehr als 1.000 m² hatten sie einen Anteil von 22 % nach 50 % im ersten und sogar 65 % im zweiten Jahresviertel. Insgesamt verzeichnete der Vermietungsmarkt mit 312 Abschlüssen und einer vermittelten Fläche von 124.000 m² ein solides Ergebnis, bleibt aber mit insgesamt 375.300 m² von Januar bis Ende September rund 11 % unter dem Vorjahresergebnis zu diesem Zeitpunkt. Kleine und mittlere Flächen prägten den Retailmarkt. Die Nachfrage nach Ladenflächen mit 100 bis 500 m² stieg auf rund 30 %, nachdem es im Vorquartal nur 20 % gewesen waren.

Dirk Wichner, Head of Retail Leasing Germany bei JLL: "Trotz sehr guter konjunktureller Vorgaben und einer lebendigen Binnennachfrage agieren die Akteure auf dem deutschen Einzelhandelsvermietungsmarkt vorsichtig. Das Konsumklima ist auf enorm hohem Niveau, die Verbraucher sind in Kauflaune. Das wird einmal mehr auch das anstehende Weihnachtsgeschäft zeigen. All das nimmt vielen Einzelhändlern jedoch nicht die Sorgen vor dem Onlinehandel und tiefgreifenden strukturellen Veränderungen. Sich jetzt für 10 Jahre an eine Standortentscheidung zu binden ist daher momentan ein großer Schritt für potentielle Mieter, die sich diesen Schritt sehr sorgfältig überlegen und alle Alternativen am Markt intensiv prüfen."

Die meiste Fläche konnte im bisherigen Jahresverlauf mit 30.500 m² in Berlin vermietet werden. Allerdings verlor die Hauptstadt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 29 %. Hamburg liegt mit 18.900 m² auf dem zweiten Platz, büßte aber durch ein schwaches drittes Quartal an Vorsprung auf Köln ein, das mit 16.900 m² (+18%) der drittstärkste Markt im laufenden Jahr ist. Frankfurt und München folgen nahezu gleichauf mit 14.700 (-37%) und 14.600 m² (+3%) vermieteter Handelsfläche.

Unter den Mietern expandierten vor allem die Anbieter junger Mode und festigten damit die traditionelle Vorherrschaft des Textilhandels. "Young Fashion" machte rund ein Drittel des gesamten Modesegments aus, das im Branchenvergleich mit 42 % deutlich vor der Gastronomie mit 20 % lag. Insbesondere Burger-Ketten sorgen für den stetig steigenden Anteil des Food-Bereichs.

Bei den Spitzenmieten teilten sich die Big-10 in zwei Gruppen auf: Während Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover und Köln weiterhin Wachstumsraten zwischen 2 % und 7 % verbuchen können, verharren die Mieten in Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart derzeit auf ihren jeweils hohen Niveaus. Spitzenreiter unter den Einkaufsstraßen ist bei der Spitzenmiete weiterhin die Kaufingerstraße in München mit 360 Euro/m²/Monat. Es folgt die Berliner Tauentzienstraße, die den stärksten Zuwachs von 300 auf 320 Euro/m²/Monat (+7%) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnete. Die Frankfurter Zeil legte ebenfalls zu - von 300 auf 310 Euro/m²/Monat. Jeweils um 2 % verteuerten sich die Spitzenmieten auf der Düsseldorfer Königsallee (290 Euro/m²/Monat) und der Spitalerstraße in Hamburg (280 Euro/m²/Monat), gefolgt von der Kölner Schildergasse (255 Euro/m²/Monat) und der Stuttgarter Königstraße (250 Euro/m²/Monat).

Im Schnitt der 185 analysierten Städte hat sich der Anstieg der Spitzenmieten allerdings verlangsamt. Der Mittelwert für das zweite Halbjahr 2015 liegt bei einem Plus von 0,4 Prozent, während er ein Jahr zuvor noch bei 1,7 % gelegen hatte. Grund sind Rückgänge bei den Spitzenmieten in kleineren Städten. Für die Big-10 gilt dennoch: "Im ersten Halbjahr 2016 werden die Spitzenmieten in den 1a-Lagen stabil bleiben", sagt Einzelhandels-Experte Dirk Wichner. "Dieser Trend bei den Spitzenmieten war bereits vor einem Jahr klar erkennbar und setzt sich nun fort. In den 1a-Lagen der Top 10-Städte interessieren sich nach wie vor viele Einzelhändler für die wenigen Stores in Bestlage. Außerhalb dieser Bestlagen bremsen abnehmende Nachfrage und zunehmendes Flächenangebot die Mietpreissteigerungen mehr und mehr aus."





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