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07.07.2016 Nach der Brexit-Entscheidung bleibt Diversifikation Trumpf

Die überraschende Entscheidung des Vereinigten Königreichs, aus der EU auszuscheiden, wird eine längere Phase größerer Unsicherheit nach sich ziehen. Das gilt nicht nur für Europa, wie etwa Marktreaktionen in Japan zeigen. „Weiterhin sehen wir aber keinen Grund zur Panik, allerdings zu erhöhter Vorsicht“, mahnt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck & Co, anlässlich der Vorlage des „Marktkompass Juli 2016”. „Angesichts der durch den Brexit verursachten Unsicherheit ist für Anleger weiterhin Diversifikation oberstes Gebot.”

Hohe Cash-Bestände internationaler Investoren und in sicheren Häfen geparkte Gelder sind auf der Suche nach rentableren Alternativen. In Kombination mit dem signifikant unsichereren Marktumfeld bilden sie die Basis für weiter hohe Kursschwankungen. „Kurzfristig birgt zudem die Verbindung aus umsatzärmeren Urlaubswochen und verbreiteter Unsicherheit die Gefahr volatiler Börsen”, ergänzt Greil.

Der Fokus liegt neben der Politik auch auf den Notenbanken: Während die Fed 2016 nur noch maximal einmal ihre Leitzinsen anheben dürfte, werden Englands und Japans Notenbank wie die EZB falls nötig noch expansiver werden, um negative Konjunkturfolgen abzufedern und folglich auch die Finanzmärkte zu stützen. „Ein wichtiges Datum für Europas Finanzmärkte ist der 21. Juli. An diesem Tag wird die EZB über die Anpassung ihres Programms zum Ankauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren entscheiden”, so Greil.

Jüngste Entwicklungen: robuste Konjunkturtrends

Anders als im Vereinigten Königreich fiel das Votum der spanischen Bevölkerung bei den Parlamentswahlen am 26. Juni eher proeuropäisch aus. In Deutschland bestätigen sowohl das GfK-Konsumklima wie das Ifo-Geschäftsklima die gute Stimmung. Allerdings könnte diesem Optimismus ein „Brexit-Dämpfer“ drohen. Jüngste Daten zeigen auch für andere Regionen robuste Konjunkturtrends. „Wichtig ist jetzt, dass Schlüsselökonomien wie USA und China stabil bleiben“, betont Greil.

Aktien: fair bewertet / Anleihen: Schwellenländer weiter attraktiv

Aktuell scheinen Aktien in Europa, aber weitgehend auch in den USA fair bewertet. In der Berichtssaison für das zweite Quartal 2016 sollten amerikanische Unternehmen die Gewinnprognosen der Analysten eher über-treffen als in Europa. Für das Gesamtjahr 2016 erwarten Analysten für Europas wie Amerikas Firmen unter dem Strich praktisch kein Gewinnplus mehr. Vielmehr könnten sie insbesondere in Europa wegen der Brexit-bedingten längerfristigen Unsicherheit und ihrer Folgen unter Druck geraten.

Diese hat viele Anleger zur Flucht in sichere Häfen wie Bundes- und US-Staatsanleihen veranlasst. Damit scheinen die bereits vor dem Brexit-Entscheid zeitweise negative Umlaufrendite und die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen vorerst unterhalb der Null-Linie zementiert. Derzeit weniger volatile Börsen, attraktivere Renditeniveaus und Chancen auf der Währungsseite sprechen weiterhin für Schwellenländer-Anleihen.

Auch der Dollar wurde seinem Ruf als sicherer Hafen gerecht. Zwar sprechen der vorsichtigere Fed-Leitzinspfad wie das US-Leistungsbilanzdefizit gegen einen noch festeren Dollar, doch stärken ihn Zuflüsse von Anlagegeldern. Zum Euro sieht Merck Finck ihn weiter zwischen 1,00 und 1,15. Der Goldpreis hat ebenfalls von der Brexit-Entscheidung profitiert; ihm gelang der Sprung über 1300 Dollar je Unze. Das Edelmetall bleibt ein wichtiges Diversifikationsinstrument.




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