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08.11.2016 Win-Win: Wie Bondora Kreditnehmer und Investoren zusammenbringt

In Europa herrscht Zinsflaute. Investoren müssen immer mehr Risiken eingehen, um die klassischen sechs bis acht Prozent Rendite zu erwirtschaften. Staatsanleihen werfen fast nichts ab, beim Tagesgeld ist ebenfalls kaum etwas zu holen und der Aktienmarkt schwankt aufgrund von Spekulationen um die Notenbankpolitik stark.

Auf der anderen Seite haben es Kreditnehmer in Europa auch nicht leicht. Nach der Finanzkrise sind Banken immer seltener gewillt, Privatkredite zu vergeben. Die Anforderungen an das Eigenkapital sind gestiegen und kleine Kredite lohnen sich für Banken kaum noch. Die Folge: In Ländern wie Spanien, Finnland und Estland bekommen Privatpersonen kaum noch einen Kredit – und wenn, dann nur zu hohen Zinsen.

Diese zwei Seiten bringt die Peer-to-Peer-Kreditplattform Bondora zusammen und befriedigt dadurch beide Bedürfnisse: Die Investoren – beispielsweise aus Deutschland – bekommen gute, bis zu zweistellige Renditen und Kreditnehmer – etwa aus Spanien – bekommen einen für ihr Land vergleichsweise günstigen Kredit. „Grundsätzlich stehen Kreditnehmer und -geber im Konflikt. Der Schuldner ist an möglichst niedrigen Zinsen interessiert, der Geldgeber an hohen. Nutzt man die Länderunterschiede in Europa, dann löst sich der Widerspruch auf“, erklärt Pärtel Tomberg, CEO und Mitgründer von Bondora.

Warum Kreditnehmer in Europa so hohe Zinsen zahlen

Der europäische Kreditmarkt sei sehr unterschiedlich. In Deutschland sind Zinsen im zweistelligen Bereich eher selten. In Spanien und Finnland sind Kreditnehmer dagegen gewohnt, bis zu 60 Prozent an Zinsen zu zahlen.

Das liegt daran, dass die Banken sehr sparsam mit der Kreditvergabe umgehen. Sie müssen Privatkredite mit bis zu 100 Prozent Eigenkapital hinterlegen und die kleinteilige Prüfung jedes einzelnen Kreditnehmers lohnt sich oft nicht. So bieten die Banken zwar die besten Zinsen, laut dem Analysehaus Gateway Baltic zwischen 8 und 18 Prozent, gehen aber sehr strikt bei der Vergabe vor.

Der zweite Faktor, der für hohe Zinsen sorgt, ist die Tatsache, dass private Geldverleiher keine Banklizenz brauchen und damit weit verbreitet sind. Diese Mikrokreditfirmen bieten Kredite von 100 bis etwa 750 Euro an – allerdings zu horrenden Zinsen. Wer sich in Spanien 500 Euro für 14 Tage leiht, zahlt bei einigen Anbietern 100 Euro an Gebühren. Das entspricht einem Zins von 20 Prozent für die zwei Wochen – und einem Jahreszins von schwindelerregenden 480 Prozent. Das Analysehaus Gateway Baltic hat Anbieter mit Jahreszinssätzen von bis zu 4.600 Prozent ausfindig gemacht. „Kreditnehmer sitzen damit zwischen zwei Stühlen“, so Tomberg. „Entweder sie bekommen gar keinen Kredit, oder nur einen sehr teuren.“

„Die klassische Bank wird als Zwischenhändler überflüssig”

Diese europäische Lücke schließt die P2P-Plattform Bondora. Auf Bondora erhalten Kreditnehmer schneller und einfacher einen Kredit als bei einer klassischen Bank, aber auch günstiger als bei Mikrokreditgebern. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass Bondora jeden akzeptiert. Bisher wurden 1,2 Milliarden Euro an Krediten beantragt und nur rund 70 Millionen Euro ausgezahlt. Das zeigt den strengen Auswahlmechanismus. Da die Plattform bereits seit 2008 existiert, ist der Bewertungsalgorithmus ausgereift und liefert zuverlässige Bonitätseinschätzungen. Bisher haben 96 Prozent aller Investoren auf Bondora eine positive Rendite erwirtschaftet – 89 Prozent sogar mehr als 10 Prozent pro Jahr.

Dass es heute möglich ist, für beide Seiten eine Win-Win-Situation zu schaffen, ist der Digitalisierung der Finanzbranche zu verdanken. Über das Netz werden Kredite nicht mehr regional vergeben, sondern europaweit. Tomberg: „Heute muss man nicht mehr zur Bank gehen, um einen Kredit zu bekommen und man muss sein Geld auch nicht bei der Bank anlegen, um gute Zinsen zu erhalten. Wir erleben damit eine ganz neue Ära, in der die klassische Bank als Zwischenhändler überflüssig wird.“





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