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12.11.2021 Stadt neu denken – Innovative Konzepte für urbanes Leben

Als einer der führenden Wirtschaftsstandorte in Ostdeutschland und einer kontinuierlich wachsenden Bevölkerung bietet Dresden die optimalen Voraussetzungen für die Umsetzung neuer konzeptioneller Zukunftsvisionen für ein „urbanes Leben der Zukunft“. Unter dem Oberbegriff „Stadt neu denken – Innovative Konzepte für ein urbanes Leben“ diskutierten beim 9. Dresdner Immobilien-Symposium im World Trade Center Dresden (WTC) neben Stefan Szuggat, Amtsleiter Stadtentwicklung und Mobilität der Landeshauptstadt Dresden, Prof. Dr. Friedrich von Borries, Architekt und Professor für Designtheorie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, Jörg Rudloff, Architekt und Assoziierter Partner und Leiter der Dresdner Niederlassung von TCHOBAN VOSS Architekten sowie Gastgeber und Manager des WTC, Jürgen Rees neue Modelle einer „Stadt der Zukunft“.

Kontinuierlich steigende Mietpreise, enorm gestiegene Nebenkosten allein in den letzten zwölf Monaten, zunehmende Demonstrationen für bezahlbaren Wohnraum sowie politische Ambitionen in Hinblick auf eine eventuelle Enteignung von Großvermietern, wie jüngst in Berlin, zeigen: Es gibt genug Diskussionsstoff für die Immobilienbranche. Wie man diese Herausforderungen als Chance nutzt, den Nachkommen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen, und gleichzeitig bezahlbaren, innovativen Wohnraum zu schaffen, das zeigten die Diskussionsteilnehmer beim jetzt gerade stattgefundenen 9. WTC-Immobilien-Symposium.

In seinem Eingangsstatement ging Stefan Szuggat, Amtsleiter Stadtentwicklung und Mobilität der Landeshauptstadt Dresden, auf die aktuellen Problemstellungen ein, die gerade in seinem Amt die Themenschwerpunkte bilden. So reicht das Spektrum von der Stadtplanung und dem Städtebau über die Themenkomplexe Gebäude- und Anlageninfrastruktur über Wohnen, Stadtgrün, Freiflächen bis hin zum Klima, aber eben auch über Verkehr und Digitalisierung bis hin zu Wirtschaft und Arbeiten. Dies alles unter den aufmerksamen Blicken des Stadtparlaments, aber auch der interessierten Öffentlichkeit, die wiederum ein Höchstmaß an Mitwirkung und Transparenz fordert. „Das Ganze solle sich“, so Szuggat, „an vier vom Stadtrat im Jahr 2019 formulierten Zielstellungen“ orientieren. So unter anderem der Sicherung einer „nachfragegerechten Angebotsentwicklung, eines bedarfsgerechten Wohnungsangebotes, der sozialen Mischung und dadurch entstehender attraktiver Wohnumfelder sowie der stetigen Marktbeobachtung in Hinblick auf Kooperationsmöglichkeiten lokaler und regionaler Akteure!“

Zudem soll sein Amt mit dem Planungshorizont bis zur Mitte des Jahres 2025 Visionen und eine Gesamtstrategie entwickeln, wie denn Dresdens „Gute Stube“ als Klammer für städtisches Handeln und Aktivitäten nach der Corona-Pandemie insgesamt attraktiver gestaltet werden kann, um insbesondere die Rahmenbedingungen für Handel und Gewerbe nachhaltig zu verbessern. Dies vor dem Hintergrund des verstärkten Konkurrenzdruckes durch den stetig steigenden Onlinehandel, der die wirtschaftlichen Verwerfungen gerade im Bereich der südlichen Wilsdruffer Straße laut GMA-Gutachten mit einem Ladenleerstand von aktuell 10% bis 14% mehr als deutlich macht.

Etwas weniger kritisch mit der aktuellen Entwicklung ging dann der zweite Referent, Prof. Dr. Friedrich von Borries, Architekt und Professor für Designtheorie an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg an sein Thema. Er skizzierte als eine Art Traum die Stadt der Zukunft, bei der es keinerlei Autoverkehr mehr gibt, stattdessen Transporte über sogenannte „Flywheels“ als autonom sich fortbewegende Transportkapseln abgewickelt werden, Straßen zu linearen Parks umgestaltet und die dann überflüssigen Autobahntunnel und Straßenunterführungen als Farmen für die Aufzucht von Pilzen, Algen, Sprossen und Insekten genutzt werden können.

In den jeweiligen Stadtzentren sorgen Hochhäuser nicht nur für den benötigten Wohnraum, sondern schaffen mit ihren intensiv begrünten Fassaden und Dachgärten auch die notwendige Grünfläche zur Luftreinigung und Kühlung während der Sommermonate. Die Herausforderung der nächsten Jahrzehnte wird nach Meinung von Prof. von Borries die zunehmende Verstädterung sein, die jetzt schon in einigen Ballungszentren, wie beispielsweise in Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, bei 44.500 Bewohnern je Quadratkilometer liegt. Als Vergleich dazu Dresden, mit gerade einmal 1.700 Bewohnern auf der gleichen Fläche. Dies auch vor dem Hintergrund, dass sich der Anteil der Stadtbevölkerung von 1950 (28%) bis 2018 (55%) schon fast verdoppelt hat und die Prognose für 2050 bei knapp 70 Prozent liegt. Auch das Thema „Grünraum“, sprich der Anteil von Parks und Grünflächen an der jeweiligen Stadtfläche, spielt künftig eine immer größere Rolle. Dies nicht nur vor dem ökologischen Hintergrund, sondern auch in Hinblick auf Freizeit- und Gesundheitsaspekte. Zum Vergleich stellte Prof. von Borries einmal die jeweiligen Anteile der Grünflächen in einigen ausgewählten Metropolen vor. So beträgt dieser Anteil in Istanbul beispielsweise gerade einmal zwei Prozent des gesamten Stadtgebietes, während er in Paris bei zehn Prozent und in Wien immerhin bei 46 Prozent liegt. „Auch hier gilt es“, so von Borries weiter, „ein gesundes Mittelfeld zu finden.“ Genauso müssen in der „Stadt der Zukunft“ Punkte wie der Ressourcenverbrauch beispielsweise bei Wasser, aber auch Abfall, sowie im Bereich des öffentlichen Personen- und Nahverkehrs unter Berücksichtigung des dringend zu reduzierenden motorisierten Individualverkehrs ganz oben auf der Agenda stehen. Bei der Energieversorgung wird man sich über kurz oder lang komplett auf erneuerbare Energien verlassen (müssen). „Dank der Sonnenenergie können wir heutzutage autarkes Wohnen, aber auch Wirtschaften schon weitgehend ermöglichen. Mit der fortschreitenden individuellen Anpassung von Solarzellen wird durch die gleichzeitige Anwendung von Photovoltaik inzwischen nicht nur Wärme, sondern auch Strom erzeugt.

Jörg Rudloff, Architekt und Assoziierter Partner und Leiter der Dresdner Niederlassung von TCHOBAN VOSS Architekten, präsentierte in seinem Vortrag ausführlich das neue Verwaltungszentrum am Ferdinandplatz, das unter Federführung seines Büros in den nächsten Jahren entsteht und nach seiner Fertigstellung für rund 600 städtische Bedienstete eine neue Arbeitsstelle bietet. Auf Nachfragen aus dem Publikum hinsichtlich der doch nicht unerheblichen Kosten je Arbeitsplatz, die in der Wirtschaft eher unüblich seien, sprang ihm dann aber Amtsleiter Stefan Szuggat zur Seite. In seinem Wortbeitrag verwies er auf die neuen Anforderungen, denen sich in Hinblick auf den Arbeitskräftemangel auch eine Verwaltung hinsichtlich der Attraktivität ihrer Arbeitsplätze nicht verschließen dürfe. Zudem verwies er auf die hohen Kosten, die die rund 1.000 Umzüge pro Jahr innerhalb der Verwaltung mit sich brächten, die zwar außerhalb der Stadtverwaltung selten bis nie diskutiert würden, aber dennoch mit der Bereitstellung der neuen Arbeitsplätze weitestgehend vermieden werden könnten und so eine nicht unerhebliche Ersparnis mit sich brächten.

Alles in allem ist Dresden aber schon auf dem richtigen Weg, so das Resümee der zahlreichen Wortmeldungen beim 9. Immobilien-Symposium. Mit über 50 Teilnehmern war die hochkarätige Veranstaltung wieder gut besucht. Nach den Vorträgen hatten die anwesenden Makler, Bauträger, Bauunternehmer und Immobilienverwalter zudem ausgiebig Gelegenheit zum Informationsaustausch. „Beim WTC Immobilien-Symposium treffen sich inzwischen jedes Jahr, mit Ausnahme des letzten Jahres aufgrund der coronabedingten Absage, immer wieder hochrangige Entscheider aus der Immobilienbranche, informieren sich über aktuelle Entwicklungen und knüpfen häufig neue Geschäftskontakte, die für die Stadtentwicklung in Dresden eine nicht zu unterschätzende Bedeutung haben“, freut sich Jürgen Rees. Für das 10. Dresdner WTC Immobilien-Symposium sind Rees und sein Team bereits jetzt schon mit den ersten Vorbereitungen beschäftigt.





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