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06.12.2021 Neues Wohnen in der Stadt: Eike Becker beim Architekturquartett

Fotocredit: Michael Bause, Architektenkammer NRW
Zum 14. Architekturquartett auf Einladung der Architektenkammer NRW sprachen Stephan Grünewald (Sozialforscher), Judith Kusch (Stadtplanerin) und Eike Becker (Architekt und Designer) mit der Moderatorin Najima El Moussaoui. Drei exemplarische Wohnbauprojekte in Bochum, Düsseldorf und Köln bildeten die Basis für die Debatte in den Balloni-Hallen in Köln. Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und ist in Form eines informativen Zusammenschnitts unter https://www.youtube.com/watch?v=1JM-d9DZMpA bei YouTube abrufbar. Das Architekturquartett war vor einigen Jahren von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufen worden, um den Architekturdiskurs anzuregen und anhand jeweils zuvor besichtigter Projekte relevante Branchenfragen der Zeit aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.

Wie soll das Wohnen in der Stadt zukünftig aussehen? Wie müssen Architektur und Stadtplanung auf Herausforderungen, wie speziell den Mangel an bezahlbarem Wohnraum, den Klimawandel und die Auswirkungen der Pandemie, reagieren? Diesen und weiteren Fragen ging das Architekturquartett NRW auf den Grund. Dazu Eike Becker: „Ein neues Wohnen für die Stadt zu denken ist absolut notwendig, um unsere Städte und unsere Gesellschaft weiterzuentwickeln – für eine gute Zukunft für uns alle. Denn ohne gute Städte gibt es kein gutes Leben.“ Welche Konzepte zukunftsfähig sind, diskutierten Eike Becker, der Sozialforscher Stephan Grünewald vom Markt- und Medienforschungsinstitut rheingold in Köln, die Kölner Stadtplanerin und Architektin Judith Kusch sowie die Journalistin und Moderatorin Najima El Moussaoui. Der abendlichen Podiumsdiskussion vorangegangen war die Besichtigung der studentischen „Variowohnungen“ in Bochum (ACMS Architekten, Wuppertal und wbp Landschaftsarchitekten, Bochum), des Projekts „ANDERSWOHNEN AUF DEM BILKER BUNKER“ in Düsseldorf (zentralbau, Düsseldorf) sowie des integrativen Wohnprojekts Klarissenkloster in Köln-Kalk (LK Architekten / club L94 Landschaftsarchitekten, Köln).

Dekarbonisierung, soziale Vielfalt, gemischte Nutzung

Dabei kam das Quartett zu dem Konsens, dass Architektur drei wesentliche Aufgaben erfüllen muss: verschiedene Nutzungsformen (Wohnen, Arbeiten, Einkaufen etc.) und -gruppen (Studenten, Familien, Senioren etc.) zusammenbringen, die Dekarbonisierung im Bau vorantreiben und einen qualitativen, neuen Lebensraum für alle schaffen. Eike Becker, Mitglied des Innovation Think Tanks des ZIA: „Nachhaltiges und zugleich kostengünstiges Bauen geht – mit Holz etwa, dem Baustoff des 21. Jahrhunderts. Er kann hocheffizient genutzt werden, z. B. in Form einer Holz-Hybrid-Konstruktion, wie wir es bei unserem Projekt „Timber Pioneer“ tun, Frankfurts erstem Hochhaus dieser Art. Der Vorteil von Holz ist neben seiner Fähigkeit, CO2 zu binden, auch sein hoher Vorfertigungsgrad. Elementares, modulares Bauen senkt Kosten und beschleunigt Bauzeiten.“

Die gemischte, verdichtete Stadt als Zukunftsmodell

Doch Architektur versetzt Städte ebenso in die Lage, Integration zu fördern: „‚Ghettos‘ – wie reine Studentenwohnheime etwa – funktionieren heute nicht mehr. Architektur muss Begegnungsplätze schaffen, für alle zugänglich sein, Nachbarschaft und Vitalität fördern und Beteiligung ermöglichen“, so der Konsens der Experten. Eike Becker: „Dies gelingt indem man verschiedene Nutzungsformen vereint und z. B. Wohnen, Arbeiten und Einzelhandel in einer Immobilie kombiniert. Doch wie soll das gelingen bei dem vorherrschenden Flächen- und Wohnraummangel?“ Becker sieht hier die Lösung durch Verdichtung: „Eigentlich könnten wir doppelt so hoch bauen. Und auch für Neubauten wäre Platz, und zwar jener, den wir in viel zu hohem Maß für unsere Mobilität nutzen. Unsere Städte sind autofreundlich, aber lebensfeindlich. Dabei ist riesiges Verdichtungspotenzial vorhanden“, so Eike Becker weiter: „Doch man braucht auch den Mut, es zu nutzen.“








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