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11.02.2016 Nach Nein zu Olympia: Dringend neues Leitbild für Hamburg gesucht

Die allgemeine Angst vor Veränderung sei Schuld für das Nein zu Olympia in Hamburg und maßgeblich verantwortlich dafür, dass es auch zukünftige Großprojekte in der Stadtentwicklung schwer haben werden. Darüber war sich die hochkarätig besetzte Diskussionsrunde einig, die gestern Abend der Einladung des Immobilienberaters Cushman & Wakefield und der RICS Deutschland Ltd., dem internationalen Berufsverband der Immobilienfachleute, in den Anglo-German-Club gefolgt war. Ihr Appell: „Wir brauchen dringend ein neues Leitbild für Hamburg.“

Führende Experten aus den Bereichen Immobilien- und Stadtentwicklung diskutierten vor ausgewählten Vertretern der Hamburger Immobilienbranche die Zukunftschancen der Hansestadt – darunter Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung HafenCity GmbH und Co-Auftraggeber der Masterplanung „Kleiner Grasbrook“, Ole von Beust, ehemaliger Erster Bürgermeister der Hansestadt Hamburg und Geschäftsführer der Ole von Beust Consulting GmbH & Co. KG, Martin Eberhardt, Vorstandsvorsitzender der RICS in Deutschland sowie Dieter Becken, Inhaber und Geschäftsführer der Becken Immobilien Holding.

Hamburg 2025 – Smart City, Green City, Standort der Industrie 4.0?

Für alle Beteiligten ist nach wie vor eines der wichtigsten städtebaulichen Ziele, den „Sprung über die Elbe“ zu schaffen und somit die HafenCity mit den Stadtteilen südlich des Flusses zu verbinden. Dazu gehöre auch, dringend benötigte Infrastrukturmaßnahmen voranzutreiben, die durch die Olympischen Spiele forciert worden wären. „Die Selbstzufriedenheit der Hamburger darf nicht dazu führen, dass wir vor den großen Projekten der Zukunft die Augen verschließen“, sagte Ole von Beust. Prof. Jürgen Bruns-Berentelg mahnte außerdem: „Hamburg hat im internationalen Vergleich großes unausgeschöpftes Potenzial als Innovationsstandort und droht gegenüber anderen Städten zu verlieren.“ Die zentralen Fragen lauteten: Was will Hamburg in 10 bis 15 Jahre sein? Wofür soll die Stadt stehen? Wie international wahrgenommen werden? Hierfür brauche es ein neues Leitbild. „Themen wie Smart City, Industrie 4.0 oder Green City sind nur einige Beispiele für das Hamburg der Zukunft“, sagte Ole von Beust.

Für Dieter Becken, auch Mitglied im Aufsichtsrat des Hamburger Sportvereins, ist das Nein zu Olympia eine große Enttäuschung: „Hamburg hat auf dem Kleinen Grasbrook wirklich tolle Möglichkeiten. Olympia hätte der Entwicklung der Infrastruktur einen enormen Schub gegeben.“ Ole von Beust erklärte: „Ein großer Fehler meiner Amtszeit war es, den kleinen Grasbrook nicht als Standort für die Universität Hamburg durchzusetzen. So hätten wir das Areal unabhängig von Olympia entwickeln können.“

„Ich kann verstehen, dass die Negativ-Erfahrungen mit Großprojekten wie der Elbphilharmonie in Hamburg oder dem Flughafen in Berlin viele Menschen verunsichern und Ängste schüren“, ergänzte Martin Eberhardt. „Dennoch: Die positiven, langfristigen Effekte, die die Olympischen Spiele in Städten wie Barcelona hervorgebracht haben, sind beachtlich.“ Durch Olympia sei Barcelona von der Problemstadt zum Vorzeigestandort geworden. Lange vernachlässigte Quartiere seien nachhaltig entwickelt worden und zögen heute neue junge Interessenten an. Ebenso hätten die Spiele dazu beigetragen, die Infrastruktur der Stadt zu modernisieren, wovon die Bürger noch heute profitierten.

Durch den Abend führte Stefan Albert, Leiter der Investment-Abteilung von Cushman & Wakefield in Hamburg.





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