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24.04.2017 Senkung der Grunderwerbsteuer wäre beste Eigenheimförderung

Eine neue Förderung der Eigentumsbildung in Deutschland ist nicht notwendig, wenn der Gesetzgeber stattdessen auf eine Reduktion der Hemmnisse beim Immobilienkauf vor allem in Form hoher Erwerbsnebenkosten setzt. Das ist die Kernaussage des Gutachtens „Zur Rationalität einer neuen Eigenheimförderung“, das das IW Köln im Auftrag des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss erstellt hat. „Wohneigentum ist ein wichtiges Standbein unserer Gesellschaft und ein sehr gutes Mittel zur persönlichen Altersvorsorge. Die Grundidee der Politik, den Wohnungskauf zu fördern, ist dementsprechend richtig und wichtig. Doch brauchen wir dafür keine neue Förderung“, erklärt Dr. Andreas Mattner, Präsident des ZIA. „Wir sollten vielmehr darauf setzen, bestehende Hürden insbesondere durch zu hohe Grunderwerbsteuer-Sätze abzubauen und so die Attraktivität von Wohneigentum zu erhöhen.“

Senkung der Grunderwerbsteuer weitaus sinnvoller als Wiedereinführung der Eigenheimzulage

Die hohen Erwerbsnebenkosten stellen das Kernproblem für den Wohnungskauf dar. „Die Wahlkampfideen der Parteien zur Förderung von Wohneigentum laufen ins Leere, wenn wir zulassen, dass die Kaufnebenkosten weiter steigen. Eigenheimzulagen und Familienförderungen setzen nicht am eigentlichen Problem an, sondern behandeln lediglich Symptome. Viele Haushalte können keine zwanzig Prozent des Marktwertes einer Wohnimmobilie aufbringen, um sich ihre eigenen vier Wände zu kaufen“, sagt Mattner. Der ZIA fordert deshalb einen Stopp der Grunderwerbsteuer-Rallye in Deutschland. „Die Eigenheimzulage hatte den Steuerzahler zu ihrer Zeit mehr als elf Milliarden Euro pro Jahr gekostet. Die bundesweite Senkung der Grunderwerbsteuer auf ein einheitliches Niveau wäre weitaus günstiger als eine solche Förderung und würde die Hürden beim Wohnungskauf erheblich reduzieren“, sagt Mattner.

Kaufnebenkosten weit über zehn Prozent

Beim Kauf einer Wohnung werden in Deutschland Makler- und Notargebühren sowie Kosten für die Grundbucheintragung fällig. Zudem erheben die Bundesländer unterschiedliche Grunderwerbsteuersätze. Seit 2007 haben 14 von 16 Bundesländern den Satz für die Grunderwerbsteuer von ursprünglich 3,5 Prozent auf bis zu 6,5 Prozent angehoben. Für eine Wohnimmobilie in Nordrhein-Westfalen mit einem Wert von 250.000 Euro müssten Käufer beispielhaft etwa 28.000 Euro Erwerbsnebenkosten zahlen, dies entspricht einer Quote von 11,6 Prozent am Immobilienpreis. Mehr als die Hälfte davon (16.250 Euro) entfallen auf die Grunderwerbsteuer. „Die Grunderwerbsteuer ist der größte Nebenkostenfaktor für Wohnungskäufer. Während Bayern und Sachsen noch auf dem ursprünglichen Niveau von 3,5 Prozent verblieben sind, werden in Brandenburg, NRW, dem Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen bereits 6,5 Prozent erhoben“, erklärt Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanzmärkte und Immobilienmärkte des IW Köln. Für Käufer sei dies insbesondere deswegen problematisch, weil Banken aufgrund der erhöhten Kapitalanforderungen im Zuge der stärkeren Reglementierung der Kreditvergabe die Nebenkosten nicht mehr finanzieren. Dazu kämen die konservativen Eigenkapitalanforderungen. „Bei einem Immobilienwert von 250.000 Euro in NRW müssten Käufer im Durchschnitt rund 50.000 Euro an Eigenkapital mitbringen. Zusätzlich wird auch noch Geld für den Umzug und neue Möbel benötigt“, sagt Voigtländer.

Erwerbsnebenkosten auf international hohem Niveau

Das IW Köln hat für den ZIA auch die durchschnittlichen Erwerbsnebenkosten in Deutschland mit den Nachbarstaaten verglichen. Während diese nur in Belgien mit 15,2 Prozent höher liegen als in Deutschland mit 12,7 Prozent, liegen sie in Österreich (9,1 Prozent), Frankreich (8,5 Prozent) und den Niederlanden (6,4 Prozent) zum Teil deutlich darunter. „Grunderwerb wird in den Niederlanden mit zwei Prozent des Marktwertes der Immobilie versteuert. Dort sparen Haushalte im Vergleich zu deutschen Käufern einen Betrag von bis zu 4,5 Prozent des Immobilienwertes“, sagt Voigtländer.







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