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22.06.2017 IFRS 16 löst zwar keine Revolution aus – verursacht aber Mehraufwand

Der neue Leasingstandard IFRS 16 stellt viele deutsche Konzerne vor enorme Herausforderungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter den Immobilienmanagern ausgewählter Großunternehmen – davon die Hälfte aus dem Dax. So sehen 38 Prozent der Befragten ihre Unternehmen von der ab 2019 geltenden Bilanzrichtlinie „stark betroffen“, weitere 19 Prozent immerhin „mäßig betroffen“.

„Der neue Leasingstandard läuft darauf hinaus, dass sich Großunternehmen von der beliebten Praxis verabschieden müssen, den überwiegenden Teil ihrer Leasingverträge außerhalb der eigenen Bücher zu führen“, erklärt Susanne Eickermann-Riepe, Real Estate Leader und Partnerin bei PwC. Das „Operating Leasing“, das dem Mieten eines Guts gleicht, werde damit in bilanzieller Hinsicht künftig weitgehend dem „Financial Leasing“ gleichgestellt, das de facto dem Kauf entspricht. „Eine Folge dieser Umstellung ist, dass in vielen Unternehmen der Verschuldungsgrad ansteigen wird, weil die Leasinggebühren nun plötzlich als Verbindlichkeiten ausgewiesen werden müssen.“

IFRS 16 als Katalysator für die überfällige Digitalisierung

Manche Experten hatten zuletzt gemutmaßt, dass Unternehmen ihre Entscheidungskriterien, ob sie Immobilien eher kaufen oder mieten, im Zuge von IRFS 16 überdenken würden. Die PwC-Umfrage liefert dafür aber keinen Beleg. Stattdessen zeigten sich die wesentlichen Auswirkungen des Standards an anderer Stelle, gaben die Immobilienmanager zu Protokoll. So verursachten die neuen Regeln einen immensen Aufwand – etwa was die Beschaffung der erforderlichen Daten zu Miethöhe und Mietdauer betrifft.

„Auf kurze Sicht bedeutet IFRS 16 eine Belastung für die Unternehmen“, sagt David Rouven Möcker, Senior Manager für Corporate Real Estate bei PwC und Mitautor der Studie. „Allerdings zeigen die zähen Umstellungsarbeiten zugleich, woran es im Immobilienmanagement immer noch mangelt – nämlich an den nötigen technischen Applikationen, um das eigene Leasinggeschäft überhaupt abbilden zu können. Insofern dürfte IFRS 16 auf mittlere Sicht zu einem Katalysator für die überfällige Digitalisierung des Corporate Real Estate Managements werden.“

81 Prozent versprechen sich von der Digitalisierung des CREM „hohe Potenziale“
Tatsächlich schätzt die Hälfte der befragten CREM-Verantwortlichen den digitalen Reifegrad der eigenen Abteilung noch immer nur als „ausreichend“ oder gar „ungenügend“ ein. So gaben die Befragten unter anderem an, dass in ihrem Unternehmen viele Aufgaben, die sich eigentlich längst digitalisieren ließen, noch immer manuell ausgeführt würden.

An der Notwendigkeit der digitalen Transformation bestehen hingegen keine Zweifel: 81 Prozent der Befragten versprechen sich davon „hohe Potenziale“, 19 Prozent zumindest „mittlere Potenziale.“ Als besonders lohnenswert werden dabei Schnittstellenreduktion und Automatisierung angesehen (56 Prozent). Zudem mahnt jeder zweite Umfrageteilnehmer eine Verbesserung des Datenmanagements an.

Hybridmodelle zwischen zentraler und regionaler Organisationsstruktur
Spannend wird sein, wie sich die Struktur des betrieblichen Immobilienmanagements im Zuge der Digitalisierung verändern wird. Wie die PwC-Umfrage zeigt, richtet mehr als jedes zweite Unternehmen (56 Prozent) seine CREM-Abteilung inzwischen zentral aus. Daneben werden Hybridmodelle mit zentralem Management bei zugleich regionaler Prozessverantwortung immer beliebter (31 Prozent).

PwC fragte die Unternehmen auch, welche Bereiche innerhalb des CREM momentan ausgelagert werden. Dabei führte jeder zweite Befragte das Facility-Management an. Daneben wurde vor allem die Beschaffung genannt. PwC-Expertin Eickermann-Riepe: „Der Trend zum Outsourcing dürfte in den nächsten Jahren zunehmen, sodass sich die Immobilienmanager im Zuge der Digitalisierung stärker auf die wertschöpfenden Prozesse konzentrieren können.“




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