News RSS-Feed

22.09.2022 Grundsteuererklärung: Überlastete Server, Rechtsdeutsch, Bürokratie

Noch bis zum 31. Oktober haben Grundstückseigentümer Zeit, ihre Grundsteuererklärung abzugeben. Auch wenn bereits rund zwei Drittel des Abgabezeitraums verstrichen sind, haben viele diese Aufgabe noch vor sich. „Wir schätzen, dass erst rund 50 Prozent unserer Miteigentümer die Erklärung abgegeben haben“, sagt Carolin Barth aus der Miteigentümerbetreuung von wertfaktor. Als Teilverkauf-Anbieter steht das Unternehmen aktuell bei einer vierstelligen Zahl an Immobilien als Miteigentümer im Grundbuch.

Bei Fragen zur Grundsteuererklärung wenden sich die meist älteren Immobilieneigentümer an das Team aus der Miteigentümerberatung: „Der Prozess ist so kompliziert, dass viele unserer Kunden nicht weiterkommen und sich an uns wenden – und das, obwohl viele auch einen wirtschaftlichen Hintergrund haben“, sagt Carolin Barth (weitere Infos zum Teilverkauf und den Miteigentümern von wertfaktor finden Sie in den Infoboxen unten). „Mit unserem Team unterstützen wir dann, damit unsere Miteigentümer die Aufgabe schnell hinter sich bringen.“ Mehr als 500 Anfragen hat das Team bereits beantwortet. Die größten Hindernisse für die Eigentümer sind unverständliches Behördendeutsch, technische Probleme und der schwierige Zugang zum Formular.

Größte Hürde: Bürokratensprache

Als größte Hürde sehen Carolin Barth und ihr Team dabei die bürokratische Sprache: „Die Formulare sind wirklich nicht einfach zu verstehen. Bei einigen Feldern mussten wir selbst erst einmal ausgiebig recherchieren, was wirklich einzutragen ist, obwohl wir täglich mit Immobilienfragen zu tun haben.“ Für Menschen, die sich nicht regelmäßig mit den Themen auseinandersetzen, kann sich die Abgabe der Grundsteuererklärung durchaus als Herausforderung erweisen, insbesondere da es kaum Muster oder Beispiele als Ausfüllhilfe gibt. „Einige unserer Miteigentümer rufen 5-, 6- oder 7-mal, an.

Das ist auch verständlich; sie wollen schließlich nichts Falsches angeben. Gemeinsam schauen wir dann, welche Informationen benötigt werden.“ Die häufigsten Fragen, die die Miteigentümer von wertfaktor haben, sind: Was ist als Bodenrichtwert anzugeben? Wie errechnet sich die Wohnfläche? Oder was versteht man bei einem Grundstück unter Zähler und Nenner – und natürlich auch spezifischere Fragen für Teilverkäufer, etwa wie wertfaktor als Miteigentümer anzugeben ist.

Ein weiteres Hindernis ist die Technik, zumal in einigen Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen die Grundsteuererklärung über das Elster-Portal abgegeben werden soll – nur in 11 Bundesländern lässt sich die vereinfachte Variante über die Plattform www.grundsteuererklaerung-fuer-privateigentum.de nutzen. „Gerade für ältere Immobilieneigentümer ist das ein Problem – nicht alle sind so technikaffin wie die jüngere Generation. Und wer das Elster-Portal noch nicht genutzt hat, muss erstmal einen Zugang beantragen. Das kann mehrere Tage oder auch bis zu zwei Wochen dauern“, sagt Carolin Barth. Wenn der Zugang dann zur Verfügung steht, hören die technischen Herausforderungen nicht auf. „In den vergangenen Monaten berichten uns immer wieder Kunden, dass sie Probleme haben, sich auf dem Portal anzumelden. Oft sind die Server schlicht überlastet – hier ist dann Geduld gefragt.“

Verlängerte Abgabefrist erwartet

Bei der Frage, inwiefern das Abgabeziel der Grundsteuererklärung bis Ende Oktober gehalten werden kann, ist Carolin Barth skeptisch: „Wir erwarten, dass die zuständigen Finanzverwaltungen in den einzelnen Ländern nachjustieren und die Abgabefrist für die Grundsteuererklärung nochmal verlängern müssen. Die Zeit von vier Monaten ist an sich schon recht kurz. Einige Eigentümer haben erst Mitte August die Benachrichtigung bekommen, dass sie überhaupt eine Erklärung abgeben müssen.“ Ein weiteres Problem ist auch, dass vielerorts Alternativen zur elektronischen Abgabe fehlen oder diese nur sehr schwer zugänglich sind. Carolin Barth: „Ein Beispiel ist eine Kundin aus Süddeutschland. Sie hatte keine Möglichkeit, die Erklärung elektronisch abzugeben. Erst nach vielen Telefonaten mit ihrem Finanzamt und der Gemeinde bekam sie das Formular in Papierform zugeschickt. Das ist sicher kein Einzelfall.“

Besonders viele Nachfragen erhält wertfaktor aus Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. Dabei zeigen viele Miteigentümer durchaus Verständnis dafür, dass eine Reform der Grundsteuer notwendig und sinnvoll ist. „Einige unserer Miteigentümer sehen das jedoch auch kritischer“, meint Carolin Barth. „Was wir häufig hören, sind Fragen wie: Warum benötigt der Staat die Daten – und ob die Informationen nicht ohnehin vorliegen müssten? Viele Menschen fühlen sich einfach nicht abgeholt. Hier wäre sicher eine bessere Kommunikation von Seiten der zuständigen Stellen hilfreich gewesen.“





Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!