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25.06.2023 Bauüberhang: Immobilienwirtschaft sieht Politik in Zugzwang

„Das ist ein alarmierender Weckruf für die Politik, wir reden hier ohne Übertreibung von sozialpolitischem Sprengstoff, der unsere Gesellschaft spalten kann“, warnt Elisabeth Gendziorra. Mit deutlichen Worten kommentiert die Geschäftsführerin des BFW NRW (Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen) die aktuelle Statistik zum sogenannten Bauüberhang.

In NRW wurden bis Ende des letzten Jahres zwar 138.298 Wohnungen von den Bauämtern genehmigt, sind von den Bauherren bis dato aber noch nicht gebaut worden.

„Die Zahl der Wohnungen im Bauüberhang ist damit zum achten Mal in Folge angestiegen und hat seit 2008 einen Rekordzuwachs um 128,7 Prozent verzeichnet“, verweist die BFW-Vertreterin auf die aktuelle Erhebung von Information und Technik Nordrhein-Westfalen. Die Erkenntnis der mittelständischen Immobilienwirtschaft: Wenn aktuell kaum noch Baugenehmigungen beantragt werden und die vorliegenden Genehmigungen nicht umgesetzt werden, sei absehbar, dass die Situation auf den Wohnungsmärkten nicht nur zu steigenden Mieten, sondern zu einem sozialpolitischen und wirtschaftlichen Fiasko führt.

„Bezahlbarer Wohnraum entsteht so weder für junge Familien noch für Fachkräfte aus dem Ausland noch für mehr als eine Million Menschen, die aus der Ukraine oder anderen Ländern zu uns strömen.“

Vor allem für Menschen mit mittleren Einkommen fordert der BFW NRW beherzte politische Maßnahmen und Unterstützung beim Eigenheimerwerb durch zinsgünstige Darlehen mit einem Zinssatz von rund zwei Prozent. „Da, wo die Kommunalpolitik den Bau von Einfamilienhäusern nicht mehr fördert, muss zumindest Wohneigentum in Geschosswohnungsbauten entstehen. Die Menschen brauchen einen Gegenentwurf zum Leben in der Mietwohnung und eine Perspektive für Vermögensbildung und Altersvorsorge“, so Gendziorra. Der BFW fordert außerdem, dass der Gebäudestandard BEG 55 durch steuerliche Abschreibungsprogramme oder andere Finanzierungs-bausteine gefördert wird. Die Zinswende habe offengelegt, worauf Experten seit Jahren hingewiesen hätten: Deutsche Baustandards machten Wohnen in Deutschland zum Luxusgut.

Gendziorra weist mit Blick auf die Zahlen von IT NRW auch auf den Sog hin, der durch die mangelnde Nachfrage der Wohnungsbauer entsteht. „Bauunternehmen, Handwerker, Ingenieure, Architekten und schließlich auch der Staat als größter Profiteur beim Bauen leiden unter einem Rückgang der Nachfrage. Von einem Euro Investition in Bauen und Sanieren gehen nach Info des BFW 0,37 Euro in die Staatskasse. Somit drohten wegen des Nachfragerückgangs schon jetzt enorme Steuerverluste in den kommenden Jahren.













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