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08.03.2018 Frühjahrshoch für Bauzinsen: Welche Auswirkungen hat EZB-Entscheid?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hebt weder den Leitzins an, noch stellt sie eine Erhöhung in naher Zukunft in Aussicht. Das sind die wichtigsten Ergebnisse ihrer geldpolitischen Sitzung vom 8. März 2018 in Frankfurt. „Ich rechne nach wie vor mit keiner Erhöhung des Leitzinses vor dem zweiten Quartal 2019“, sagt Michael Neumann, Vorstand der Dr. Klein Privatkunden AG. „Zwar zeigen die ökonomischen Verhältnisse in Europa weiterhin Verbesserungen. Doch die Inflation rangiert nach wie vor nicht im Zielkorridor. Deshalb wird Mario Draghi bei seiner expansiven Ausrichtung und seinen umsichtigen Ankündigungen bleiben“, so Neumann weiter.

Auch die Sprachregelung für den geldpolitischen Ausblick passte die EZB nicht an. Zwar war im Dezember 2017 darüber entschieden worden, die Diskussion zur sogenannten Forward Guidance anzuregen, und dieses Thema für Anfang 2018 auf die Agenda zu nehmen. Doch dazu kam es bisher nicht.

Die Entwicklung der Inflation spielt Draghi in die Karten, bestätigt seinen Kurs und nimmt ihm den Druck, den Leitzins anzuheben: In Deutschland sank die Teuerung im Februar auf 1,4 Prozent, im gesamten Euroraum lag sie im Januar bei nur 1,3 Prozent – und ist damit weit entfernt von der proklamierten Zielmarke von zwei Prozent.

Baufinanzierungszinsen im Frühjahrshoch

Doch eines wird immer offensichtlicher: Die Märkte und die EZB sprechen nicht mehr die gleiche Sprache. Denn ungeachtet der Aussagen des EZB-Chefs Draghi und seiner Nullzins-Politik tut sich etwas bei den langfristigen Anlageformen – allen voran der zehnjährigen Bundesanleihe. Sie gilt als Blaupause für die Baufinanzierungszinsen. Der Grund: Banken refinanzieren Immobilienkredite zum großen Teil durch Pfandbriefe und diese wiederum orientieren sich an der Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe. Sie stieg zuletzt auf 0,7 Prozent, noch vor drei Monaten betrug sie 0,3 Prozent – also weniger als die Hälfte.

„Langfristige Anleihen nehmen die Entwicklung des Leitzinsen oft vorweg“, erläutert Zinsexperte Neumann. „Deshalb konnten wir in den vergangenen Wochen sehen, dass die Baufinanzierungszinsen leicht angezogen haben. Dennoch: Schaut man acht Jahre zurück – damals lag der Bestzins bei 3,63 Prozent – lässt sich erkennen, dass wir uns noch immer auf einem sehr niedrigen Zinsniveau befinden. Heute liegt er bei 1,36 Prozent. Somit haben wir den historischen Tiefpunkt im Herbst 2016 gesehen, aber Immobilien-Interessenten finden weiterhin günstige Rahmenbedingungen für ihre Finanzierung vor.“

Neues aus dem EZB-Direktorium: Nachfolge von Draghi

Immer wieder gibt es Spekulationen um die Nachfolge von Mario Draghi, zuletzt in der vergangenen Woche. Der Grund dafür: Der Spanier Luis de Guindos wurde als neuer EZB-Vizechef nominiert. Seine Wahl scheint recht sicher. Damit steigen die Chancen, dass der derzeitige Präsident der deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, im November 2019 auf Draghi folgen wird. Es gilt als ausgemacht, dass jeder europäische Bereich innerhalb des Direktoriums repräsentiert werden muss. Wäre mit de Guindos ein Vertreter Südeuropas als Vize gesetzt, würde sich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ein Nordeuropäer Zentralbankchef wird – gute Nachrichten für Weidmann.

Politische Turbulenzen in Italien, endlich Ruhe in Deutschland

Nach der längsten Periode einer Regierungsbildung in Deutschland bekannten sich am Sonntag nun zwei Drittel der SPD-Mitglieder zu einer großen Koalition. CDU und CSU hatten dies schon vorher getan. Das neue Kabinett soll zügig die Regierungsgeschäfte übernehmen, wenn es nach der alten und designierten neuen Kanzlerin, Angela Merkel, geht. Auswirkungen auf die Zinsmärkte bleiben trotz der langen Periode der Ungewissheit aus. In Italien sind die Verhältnisse nach der Wahl am Sonntag indes unübersichtlich. Eines ist klar: Die Italiener haben die Regierung von Matteo Renzi und seine Partito Democratico abgewählt. Die populistischen Parteien haben merklich zugelegt. Im Norden gewann die rechtsgerichtete Partei Lega Nord, im Süden die europaskeptische Fünf-Sterne-Bewegung.

Amerikanische Strafzölle und ihre Auswirkungen auf die Finanzmärkte

Der US-amerikanische Präsident, Donald Trump, will Strafzölle auf Aluminium- und Stahlprodukte und auf Autos einführen. Damit geht Trump einen weiteren Schritt in Richtung Abschottung Amerikas. Einer seiner engsten Berater und der letzte Befürworter des Freihandels in Trumps Beratergremium, Gary Cohn, quittierte diese Entscheidung mit seinem Rücktritt. Die Europäische Union, allen voran Jean-Claude Juncker, diskutiert im Gegenzug über Schutzzölle für amerikanische Einfuhrprodukte wie Whiskey, Motorräder und Jeans. An der Börse sorgt dieser verbale Schlagabtausch für Unsicherheit: Der Deutsche Aktienindex sank auf den niedrigsten Stand seit August 2017.







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