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05.06.2018 Baukindergeld kein überzeugendes Mittel gegen Wohnkostenexplosion

Wer in deutschen Städten eine bezahlbare Wohnung sucht, kann angesichts der bereits seit Jahren anhaltenden Miet- und Kaufpreissteigerungen bisweilen verzweifeln. Zwar hat die Politik bereits versucht, gegenzusteuern – etwa indem sie die Mietpreisbremse eingeführt hat und den sozialen Wohnungsbau der Länder nun mit bis zu 2 Milliarden Euro pro Jahr deutlich mehr als bisher unterstützen will. Dennoch ist eine Entspannung der zugespitzten Situation auf dem Immobilienmarkt bislang noch immer nicht absehbar.

Nun sieht eine neue Initiative der Bundesregierung vor, Familien für den Ersterwerb einer Immobilie ab August über einen Zeitraum von zehn Jahren ein sogenanntes Baukindergeld in Höhe von 1.200 Euro je Kind und pro Jahr zu zahlen. Die Bauförderung richtet sich dabei an Haushalte, deren zu versteuerndes Einkommen 75.000 Euro plus 15.000 Euro je Kind nicht übersteigt.

Auch Baukindergeld keine adäquate Lösung

Als Mittel gegen den Mangel an bezahlbarem Wohnraum wird aber wohl auch das Baukindergeld weitgehend wirkungslos bleiben. Der Grund: Die neue Bauförderung spricht nur die an, die ohnehin kaufen wollen oder, da sie rückwirkend zum Jahresanfang gewährt wird, schon gekauft haben. Demgegenüber werden diejenigen, die weit davon entfernt sind, das nötige Eigenkapital aufzubringen, wieder einmal außen vor bleiben – und sich weiterhin steigenden Mieten ausgesetzt sehen.

Zudem besteht die Gefahr, dass durch das Baukindergeld noch mehr Geld in den ohnehin schon überhitzten Immobiliensektor gepumpt wird. Am Ende könnten so die Auswüchse am Immobilienmarkt sogar noch zusätzlich befeuert werden. Der um sich greifenden Immobilienspekulation einen Riegel vorschieben wird das Baukindergeld jedenfalls nicht.

Bezahlbarer Wohnraum wird daher vorerst weiterhin vor allem in ländlichen oder strukturschwachen Regionen zu finden sein. Eine Alternative für diejenigen, die aufgrund ihrer Arbeit oder wegen sozialer Strukturen nicht weit wegziehen können oder wollen, sind Wohnungen in weniger zentralen Lagen, die einer normalen Objektpflege unterliegen und somit abgesichert gegen wuchernde Preisentwicklungen sind.

(Marktkommentar von Ulrich Jehle, Geschäftsführer der Real Estate & Asset Beteiligungs GmbH)









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