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11.09.2018 Retailinvest: Im globalen Aufschwung trennt sich Spreu vom Weizen

Getragen von einer positiven Stimmung sowohl bei den Verbrauchern als auch bei den Einzelhändlern, präsentieren sich die Einzelhandelsmärkte weltweit auch im zweiten Quartal 2018 mehrheitlich in guter bis sehr Verfassung. Der anhaltende Wirtschaftsboom beschert den Investoren damit in der Breite lukrative Wachstumsmärkte mit vielfältigen Anlagemöglichkeiten. Gleichwohl sortiert sich die Landschaft für Handelsinvestments im globalen Aufschwung neu: Das Gefälle zwischen den investorenfreundlichen Einzelhandelsmärkten mit guten Fundamentaldaten und denjenigen Märkten, in denen bereits vor zwei Jahren erste Warnsignale zu vernehmen waren, nimmt weiter zu: Wie der Global Retail Attractiveness Index (GRAI) für das zweite Quartal 2018 von Union Investment ausweist, beträgt der Abstand zwischen den Top-Performern und den schwächsten Märkten in Europa jetzt rund 20 Punkte. Gegenüber der letzten Analyse im vierten Quartal 2017 ist die Schere damit noch weiter aufgegangen. „Bei Handelsimmobilien herrscht ohnehin schon eine hohe Verunsicherung auf Investorenseite. Umso wichtiger ist es, die regional sehr unterschiedlichen Entwicklungen im Auge zu behalten und zwischen Märkten, die im langfristigen Trend investorenfreundliche Rahmenbedingungen bieten und Märkten mit gravierenden strukturellen Defiziten zu differenzieren“, sagt Henrike Waldburg, Leiterin Investment Management Retail bei Union Investment. „Die aktuelle Erhebung des Global Retail Attractiveness Index kann hierfür wichtige Anhaltspunkte liefern.“

Shooting-Stars Tschechien und Polen

„Ein wichtiges Signal ist, dass der Gesamtindex für Europa mit 110 Punkten zur Jahresmitte 2018 sein überdurchschnittliches Niveau bestätigt hat. Im Wesentlichen wird der EU-Index durch die noch einmal verbesserte Konsumentenstimmung, aber auch durch die durchweg positive Stimmung bei den Händlern beflügelt“, so Henrike Waldburg. Als attraktivste Einzelhandelsmärkte in Europa weist der GRAI für das zweite Quartal 2018 die beiden osteuropäischen Länder Polen und Tschechien aus, gefolgt von den beiden ehemaligen Krisenländern Irland und Portugal. Unter die europäischen Top-Five schafft es erneut auch Deutschland. In der Spitzengruppe zeigen jedoch nur zwei Länder, Tschechien (+5 Punkte) und mit Polen der Shooting-Star des vierten Quartals 2017 (+4 Punkte), im Vorjahresvergleich eine positive Entwicklung. Die stärksten Einbußen von jeweils 7 Zählern weisen bezeichnenderweise die wirtschaftlichen Schwergewichte in Europa, Deutschland und Frankreich, auf. Während in Frankreich der starke Einbruch vor allem auf den harten Faktor Inflation zurückzuführen ist, wirkt sich in Deutschland die schwache Umsatzentwicklung negativ auf den Index aus. Eine weitere Verschiebung gegenüber der letzten Erhebung: Frankreich, Großbritannien und Belgien bilden jetzt die Schlusslichter des EU-Rankings, wobei Belgien mit 99 Zählern im aktuellen Index als einziges Land unter die 100-Punkte-Marke gerutscht ist. Hier schlägt die stark unterdurchschnittliche Stimmung bei den belgischen Einzelhändlern sowie die schwache Entwicklung bei den Einzelhandelsumsätzen durch.

Bei einer seit 2015 vergleichsweise stabil verlaufenden Entwicklung hat der über zwölf Einzelhandelsmärkte gebildete Europa-Index im Verlauf des letzten Jahres etwas an Boden verloren. Der Rückgang beträgt 3 Punkte. Das leichte Minus ist in erster Linie auf die schwache Entwicklung der Einzelhandelsumsätze zurückzuführen (Subindex: -12 Punkte). Diese war ausnahmslos in allen zwölf untersuchten EU-Ländern rückläufig. Die größten Einbußen erlebt der Subindex in Österreich (- 25 Punkte), Portugal (- 22) und Deutschland (-17).

Größter Sprung für Südkorea

Die insgesamt gute Verfasstheit der investmentrelevanten Einzelhandelsmärkte weltweit drückt sich auch im Nordamerika-Index und im Asien-Pazifik-Index aus. Mit 111 bzw. 108 Punkten erreichen beide Indizes ebenfalls ein überdurchschnittliches Niveau. Dabei konnte gegenüber dem zweiten Quartal 2017 der Nordamerika-Index um 2 Punkte, der Asien-Pazifik-Index um 1 Punkt zulegen. Das internationale Ranking führen jetzt die USA mit 111 Punkten (+ 2 Punkte) an, gefolgt von Japan mit 110 Punkten (- 1 Punkt) und Kanada mit 108 Punkten (-4 Punkte). Den größten Sprung machte Südkorea - mit einem Plus von 5 Punkten gegenüber dem zweiten Quartal 2017. „Wie auch in Kanada wirkt in den USA die Inflation stark dämpfend. In den USA sehen wir jedoch steigende Einzelhandelsumsätze, die in Verbindung mit dem ausgeprägten Optimismus auf der Nachfrage- und Angebotsseite für ein attraktives Investmentumfeld sorgen. Demgegenüber mahnen in Kanada die harten Faktoren Inflation und Einzelhandelsumsätze momentan zur Zurückhaltung“, so Henrike Waldburg.
Mit Blick auf die Transaktionsvolumina erwartet Union Investment in den nächsten sechs Monaten eine starke Konzentration der Handelsinvestments auf die europäischen Top-Five-Märkte der GRAI-Rangliste sowie die USA. „Der Anteil des aus Europa investierten Kapitals wird bei 75 Prozent, womöglich sogar noch darüber liegen. Bei den anderen Märkten erwarten wir eine weiter zunehmende Rückhaltung“, sagt Henrike Waldburg.

Zur Methodik

Der Global Retail Attractiveness Index (GRAI) von Union Investment bildet die Attraktivität der Einzelhandelsmärkte von insgesamt 17 Ländern in Europa, Amerika und Asien-Pazifik ab. Dabei bedeuten 100 Indexpunkte eine durchschnittliche Bewertung. In den EU-12-Index gehen die Indizes der EU-Länder Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien, Österreich, Niederlande, Belgien, Irland, Portugal, Polen und Tschechien ein, gewichtet mit ihrer jeweiligen Bevölkerungszahl. In den Nordamerika-Index gehen die Indizes der USA und Kanadas ein; der Asien-Pazifik-Index berücksichtigt Japan, Südkorea und Australien.

Halbjährlich vom Marktforschungsunternehmen GfK ermittelt, setzt sich der Global Retail Attractiveness Index aus zwei Stimmungsindikatoren und zwei datenbasierten Indikatoren zusammen. Alle vier Faktoren gehen gleichgewichtet, d.h. mit jeweils 25 Prozent, in den Index ein. In den Index fließt sowohl die Stimmung der Nachfrageseite (Consumer Confidence) als auch die Stimmung der Angebotsseite (Business Retail Confidence) ein. Als quantitative Input-Faktoren werden die Veränderung des Verbraucherpreisindex (Inflation) und die Entwicklung des Einzelhandelsumsatzes in den GRAI einbezogen. Nach Standardisierung und Transformation haben die Input-Faktoren jeweils einen Mittelwert von 100 sowie einen theoretischen Wertebereich von 0 bis 200 Punkte. Dem Index liegen Daten aus aktuellen Quellen von GfK, EU-Kommission, OECD, Trading Economics, Eurostat sowie der nationalen Statistikämter zugrunde. Die dargestellten Veränderungen beziehen sich jeweils auf den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres (Q2 2017).









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