News RSS-Feed

27.09.2018 Trotz stagnierender Kerninflation – EZB bereitet straffere Geldpolitik vor

In ihrer Sitzung am 13. September gab die Europäische Zentralbank (EZB) keine Änderung des zinspolitischen Fahrplans bekannt: Wie erwartet bekräftigte EZB-Chef Mario Draghi seine Absicht, den Kauf von Staatsanleihen zum Jahreswechsel einzustellen. Ab Oktober 2018 reduziert die EZB das Nettoankaufvolumen bereits um die Hälfte, auf monatlich 15 Milliarden Euro. „Derzeit deutet einiges darauf hin, dass nach dem Ende des Anleihekaufprogramms auch der negative Einlagezins für Banken zurückgefahren wird. Im Anschluss – jedoch frühestens Ende 2019 – rückt voraussichtlich ein erster Zinsschritt in den Fokus der Währungshüter“, meint Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG.

Trotz steigender Beschäftigungsraten und einer guten Konjunktur ist die Kerninflationsrate sowohl im Euroraum als auch in Deutschland leicht rückläufig. Die Inflationsprognose der EZB bleibt dennoch unverändert: Für das Jahr 2019 erwartet Draghi eine Teuerung von 1,7 Prozent. Auch die wirtschaftliche Erholung werde weiter voranschreiten, die Risiken seien derzeit ausgewogen. Der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik erfolgt äußerst behutsam. So wird die EZB auch nach Ende der Nettoanleihekäufe auslaufende Anleihen so lange wie nötig weiter reinvestieren.

Dritte Zinserhöhung: Fed lässt sich nicht vom Kurs abbringen
Ungeachtet der Kritik Donald Trumps an Zinserhöhungen bleibt Fed-Präsident Jerome Powell auf Kurs. Wie erwartet erhöhte die amerikanische Notenbank auf ihrer Sitzung heute den Leitzins um weitere 0,25 Prozent und damit auf eine Spanne von 2 bis 2,25 Prozent. Die Währungshüter kamen zu dem Schluss, dass ein erneuter Zinsschritt notwendig ist, um einer Überhitzung der Wirtschaft vorzubeugen. Denn: Die Inflationsrate in den USA liegt anders als in Europa stabil bei 2 Prozent und die Wirtschaftsentwicklung ist trotz Unsicherheiten aufgrund der Handelspolitik Donald Trumps weiterhin robust. Auch die jüngsten Arbeitsmarktdaten bestätigen die gute Konjunktur: Die Gehälter stiegen im August mit 2,9 Prozent so stark wie seit über neun Jahren nicht mehr.

Schulden und schwache Währungen – Schwellenländer in der Krise
Als wirtschaftlicher Unsicherheitsfaktor gilt aktuell die wachsende Inflation und zunehmende Verschuldung in Schwellenländern. Die jüngsten Krisen in der Türkei oder in Argentinien sind nur zwei der unmittelbar sichtbaren Symptome. „Einzeln betrachtet sind diese Staaten zu kleine Volkswirtschaften, um der Weltwirtschaft gefährlich zu werden. Problematisch könnte es lediglich dann werden, wenn mehrere andere Schwellenländer durch einen Dominoeffekt in Sippenhaft genommen werden“, meint Michael Neumann. „Dieses Szenario halte ich aktuell jedoch für unwahrscheinlich. China ist in diesem Zusammenhang allerdings ein völlig anderes Kaliber“, so Neumann weiter.

Sowohl die private als auch die öffentliche Verschuldung kennen in China seit einigen Jahren nur eine Richtung – nach oben. Bei stabilen globalen Handelsbeziehungen und einem damit einhergehenden Wachstum stellt diese Verschuldung zwar kein Problem dar. „Zumindest kurzfristig gibt es in China jedoch, vor allem durch den Handelsstreit mit den USA, Unsicherheiten“, warnt Michael Neumann. „Wenn die von Präsident Trump verhängten Schutzzölle ihre Wirkung entfalten, könnte das der chinesischen Wirtschaft einen herben Dämpfer bereiten. Ein typischer Reflex darauf wäre, mit erhöhten Investitionen auf Pump gegenzusteuern. Das würde jedoch den Fokus ausländischer Investoren auf die chinesische Verschuldung richten“, resümiert Neumann weiter. „Allerdings: So unberechenbar wie Trumps Politik ist, kann der Handelsstreit in einer Woche auch schon wieder Geschichte sein.“

Baufinanzierungszinsen so niedrig wie lange nicht, Bundesanleihen steigen leicht
Die Baufinanzierungszinsen sinken leicht. Der Dr. Klein Bestzins für zehnjährige Hypothekendarlehen liegt mit aktuell 1,07 Prozent so niedrig wie seit Februar 2018 nicht mehr. Die Bundesanleihen befinden sich dagegen in leichtem Aufwind. Ihre Rendite liegt derzeit bei 0,46 Prozent (Stand: 21.06.2018). „Das niedrige Niveau der Baufinanzierungszinsen und der minimale Aufwärtstrend der Bundesanleihen lassen mich in den nächsten Tagen mit leicht steigenden Baufinanzierungszinsen rechnen. Mittelfristig ist der Trend einer Seitwärtsbewegung jedoch intakt. Daher ist auch erst langfristig mit merklich steigenden Baufinanzierungszinsen zu rechnen“, so Michael Neumann.







Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!