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12.10.2018 Deutschland von Übernahmewelle bei Ingenieurdienstleistern betroffen

Deutsche Ingenieurskunst ist international gefragt. Dies gilt auch bei Unternehmenstransaktionen. Der Anteil ausländischer Käufer bei Übernahmen deutscher Engineering Unternehmen liegt seit vielen Jahren auf hohem Niveau. Im laufenden Jahr haben 41 % aller Unternehmenstransaktionen im Sektor ‚Engineering Services‘ einen ausländischen Käufer. Die Liste der Herkunftsländer wird von den USA mit 17,7 % und Großbritannien mit 15,6 % angeführt. Danach folgen die Niederlande, Österreich und die Schweiz. Chinesische Unternehmenskäufer sind in diesem Segment noch unterrepräsentiert.

Auch wenn Deutschland international gesehen eine untergeordnete Rolle spielt, ist von einer deutlichen Belebung des M&A-Marktes im Segment der Ingenieurdienstleister auszugehen, zumal eine Konsolidierung des Marktes, die sich in anderen Industriestaaten bereits vollzogen hat, hierzulande bislang ausgebleiben ist. Zu diesem Schluss kommt eine von der Corporate Finance-Beratung SSC Consult aktuell veröffentlichte Studie.

So haben sich die Rahmenbedingungen für M&A-Transaktionen in letzter Zeit spürbar gebessert. Ein von der SSC Consult seit 2007 gebildeter Engineering & Design Services (EDS) Index hat aktuell die historischen Höchststände um 100% überschritten. Zahlreiche Player nutzen das aktuell günstige Zeitfenster zur Umsetzung strategischer Handlungsoptionen. Sei es zur aktiven Konsolidierung des Marktes und dem weiteren Größenaufbau oder zur Ausweitung der Marktpräsenz und regionalen Verdichtung.

„Wir kennen viele internationale Branchenunternehmen, die den deutschen Markt sehr genau beobachten und zukaufen wollen“, sagt Albert Savelberg, Partner bei SSC Consult, der in den letzten Jahren zahlreiche Übernahmen des Sektors als Berater begleitet hat. Auch deutsche Ingenieurunternehmen streben infolge steigender Anforderungen auf Projektebene sowie bei ihren Kunden zunehmend nach Größe und internationaler Reichweite. Nicht zuletzt auch, um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und an sich zu binden.

Dass auch Finanzinvestoren als Unternehmenskäufer aktiv sind, zeigt das Beispiel Amira, die jüngst die agn Niederberghaus & Partner-Gruppe übernommen hat. Es ist davon auszugehen, dass agn - in der Vergangenheit bereits M&A-seitig bei der Übernahme von kleineren Ingenieurbüros durchaus rege - nun wesentlich aktiver den deutschen Markt konsolidieren und eine aus Investorensicht attraktive Buy & Build-Strategie umsetzen wird. Dorsch Consult wurde mehrheitlich von der Beteiligungsgesellschaft der RAG-Stiftung übernommen, die in 2018 eine weitere Übernahme in diesem Sektor in UK getätigt hat. Und die börsennotierte Sweco hat nach dem indirekt durch die Übernahme der niederländischen Grontmij-Gruppe in Deutschland vollzogenen Markteintritt, Aktivitäten und Kompetenzgefüge in Deutschland durch die Übernahmen von Ludes, Jo Franzke und jüngst BML weiter ausgebaut. Auch BKW, in der Schweiz überaus aktiver Marktkonsolidierer, hat in Deutschland den Markteintritt mit den Übernahmen von Lindschulte und Assmann vollzogen, die ihrerseits nun als Plattformen für weitere Übernahmen, wie zuletzt Podufal-Wiehofsky und Wald & Corbe, fungieren.

Das Übernahmekarussell dreht sich somit auch in Deutschland immer schneller. Bei vielen deutschen Ingenieurunternehmen steht zudem ein Generationswechsel an. Die Weitergabe der Geschäftsanteile innerhalb der Familie oder an Führungskräfte ist nicht immer der geeignete Weg, die weitere strategische Entwicklung des Unternehmens angesichts der sich verändernden Marktanforderungen zu fördern oder das im eigenen Lebenswerk gebundene Vermögen zu kapitalisieren. Es ist daher davon auszugehen, dass die aktuelle Marktsituation und die auch für Verkäufer günstigen Rahmenbedingungen zu einer weiteren Belebung des deutschen M&A-Marktes im Sektor Engineering Services beitragen werden.









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