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16.11.2018 Immobilienfinanzierung: 2007 und 2017 im Vergleich

Die aktuelle Auswertung der Dr. Klein Privatkunden AG von mehr als 100.000 Immobilienfinanzierungen zeigt enorme regionale Unterschiede. Während Käufer und Bauherren in Sachsen-Anhalt etwa besonders jung sind, ziehen Hamburger und Berliner Kreditnehmer den Altersschnitt nach oben. Auch die Analyse der durchschnittlichen Kredithöhe und des Anteils vermieteter Immobilien deckt wesentliche Unterschiede auf dem deutschen Immobilienmarkt auf.

Von Ostsee bis zum Alpenrand: Verjüngung auf dem Immobilienmarkt

Dass Kreditnehmer bei der Erstfinanzierung ihrer Immobilie jünger werden, zeigt sich in allen Bundesländern. Im Schnitt sinkt der Altersschnitt in ganz Deutschland von 48 auf 39 Jahre. Einer der wesentlichen Gründe ist die anhaltende Niedrigzinsphase. Seit dem Jahr 2008 sank der EZB-Leitzins von damals 4,25 Prozent auf 0 Prozent im März 2016. Auf diesem Rekordtief wird die EZB den Leitzins voraussichtlich noch bis mindestens Herbst 2019 belassen. Die Folge: Sparen lohnt sich derzeit kaum, die Abzahlung einer eigenen Immobilie ist dagegen aufgrund der niedrigen Baufinanzierungszinsen so günstig wie nie.

Besonders deutlich wird dieser Verjüngungstrend in Sachsen-Anhalt: 13 Jahre jünger als im Jahr 2007 sind die Baufinanzierer hier 2017 – damit entwickelt sich das östliche Bundesland innerhalb von zehn Jahren vom Schlusslicht zum Tabellenführer. „Seit der Wende ist die Eigentümerquote in Sachsen-Anhalt stark angestiegen. Und mit dem Beginn der Niedrigzinsphase hat sich diese Entwicklung noch einmal verstärkt“, erklärt Carola Ferchow, Spezialistin für Baufinanzierung bei Dr. Klein in Dessau. „Die Kunden, die zu uns kommen, sind in den letzten Jahren deutlich jünger geworden. Oft haben sie zwar noch nicht viel Eigenkapital angespart. Wenn sie ein solides Einkommen haben, können sie sich mit den nach wie vor günstigen Zinsen trotzdem ein Eigenheim leisten.“

Hoch, höher, Hafencity – durchschnittliche Kredithöhe in Hamburg auf Rekordkurs

353.000 Euro – so viel nehmen Hamburger im vergangenen Jahr unterm Strich für die Finanzierung ihrer Immobilie auf. Das durchschnittliche Darlehen liegt damit rund 150.000 Euro höher als zehn Jahre zuvor und verzeichnet 2017 einen bundesweiten Rekord. Wirft man einen Blick auf die Hamburger Immobilienpreise, ist dieser Spitzenwert alles andere als überraschend. Im letzten Quartal 2017 wechselt eine Hamburger Wohnung im Schnitt für 3.627 €/qm den Besitzer. Bei einer 90-qm-Wohnung ergäbe das einen stolzen Kaufpreis von rund 326.000 Euro.

„Viele Hamburger und vor allem junge Familien haben es zunehmend schwer, ein bezahlbares Eigenheim zu finden", erklärt Frank Lösche, Spezialist für Baufinanzierung in Hamburg. „Immer mehr Interessenten weichen daher auf Städte im Hamburger Umland wie Norderstedt oder Kaltenkirchen aus.“ Ein Ende der Preissteigerung sei derzeit noch nicht abzusehen. Damit sind auch bei der Kreditsumme neue Rekordwerte zu erwarten.

Auch in den übrigen 15 Bundesländern steigen die Immobilienpreise – teils mit enormer Dynamik. Einzig in den neuen Bundesländern – vor allem in Sachsen-Anhalt und Thüringen – nehmen die Baufinanzierer mit 192.000 Euro und 204.000 Euro noch vergleichsweise niedrige Darlehen auf. „Besonders in den ländlichen Gebieten Sachsen-Anhalts ist noch ausreichend Bauland verfügbar, die Grundstücks- und Immobilienpreise sind daher geringer", erklärt die Dessauer Spezialistin Carola Ferchow. „In Städten wie Dessau oder Wittenberg ziehen die Preise allerdings an und vor allem Immobilien in guten Lagen sind nur noch für sehr solvente Käufer erschwinglich.“

Miet mich, wenn du kannst – Anteil der Kapitalanleger steigt in Stadtstaaten

Während im Jahr 2007 Saarländer, Sachsen-Anhalter und Thüringer anteilig die meisten Mietobjekte finanzierten, fokussieren sich Kapitalanleger 2017 auf die Stadtstaaten. Berlin und Hamburg verzeichnen mit 28,5 und 21,6 Prozent den höchsten Anteil an vermieteten Immobilien. Der deutlichste prozentuale Anstieg zeigt sich in Bremen: Vor zehn Jahren lag der Anteil der Vermieter hier im bundesweiten Vergleich noch am niedrigsten (2,7 Prozent). 2017 steigt dieser Anteil um das Sechsfache und in der Hansestadt wird fast jedes fünfte Haus für den Zweck der Vermietung erworben. Jan Carsten Dörgeloh, Spezialist für Baufinanzierung in Bremen, erklärt diesen Trend: „In Bremen kommen zwei Entwicklungen zusammen: Zum einen lohnen sich klassische Geldanlagen aufgrund der Niedrigzinsen derzeit kaum. Zum anderen steht das Preisniveau der Bremer Immobilien noch in einem vernünftigen Verhältnis zu den späteren Mieteinnahmen. Dadurch lohnt sich für viele die Investition in eine Immobilie.“

Das Saarland verzeichnet derweil den gegenteiligen Trend. Hier sinkt der Anteil der Vermieter fast um die Hälfte – von 21,7 auf 11,8 Prozent. Das Bundesland markiert nun gemeinsam mit Brandenburg (10,7 Prozent) das untere Ende des Spektrums. Bundesweit steigt der Anteil an vermieteten Immobilien von 8,2 auf 17,1 Prozent. „Anders als in vielen anderen Bundesländern gibt es im Saarland aufgrund der hohen Eigenheimquote und der rückläufigen Bevölkerungszahl keine Wohnraumknappheit. Dadurch steigen bei uns auch die Immobilienpreise und Mietkosten weniger stark an. Für Kapitalanleger ist das Saarland daher trotz niedriger Zinsen weniger attraktiv als Metropolregionen wie Frankfurt am Main“, erklärt Kurt Wolf, Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein in Saarlouis. In größeren Städten wie Saarbrücken oder Saarlouis und im direkten Einzugsgebiet gebe es allerdings mehrere Kapitalanlageobjekte.







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