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04.12.2018 Bankenaufseher fordern digitalen NPL-Marktplatz

Wie aus einem am 28. November veröffentlichten „Commission Staff Working Documents“ der Europäischen Kommission hervorgeht, sprechen sich die Mitarbeiter der Kommission, der EZB und der EBA explizit für die Etablierung von digitalen Handelsplattformen für notleidende Kredite aus. Diese würden NPL-Transaktionen zwischen Käufer und Verkäufer deutlich vereinfachen und somit eine zentrale Rolle spielen, dass Europas Geldhäuser die Problematik endlich nachhaltig in den Griff bekommen. Die Finanzierung und der Betrieb eines Marktplatzes durch die Bankenaufsichten selbst stehen laut der Verfasser des Papiers aktuell allerdings nicht zur Debatte. Die Mitarbeiter der drei Institutionen machen sich vielmehr ausdrücklich für private Plattformen zum Verkauf der Kredite stark und versuchen diese Initiativen weiter zu entwickeln.

Eine Handelsplattform sollte laut des Papiers den Handel aller Kredittypen ermöglichen und allen Verkäufern und Käufern von Non-Performing Loans offenstehen sowie möglichst über die EU-Ländergrenzen hinweg operieren. Um die Transaktionskosten zu senken, müsste ein solcher NPL-Marktplatz darüber hinaus einen digitalen Datenaustausch zwischen den Marktteilnehmern und einen hohen Grad an Datenstandardisierung gewährleisten. Zu diesem Zweck könnte eine solche Plattform, soweit praktisch und rechtlich machbar, dazu beitragen, die NPL-Datenqualität zu verbessern, indem Daten auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft und Standards für die Datenvalidierung festgelegt werden.

Eine Digitalisierung und Zusammenführung der Daten auf einem zentralen Marktplatz hat darüber hinaus einen weiteren entscheidenden Vorteil: Die Plattform fungiert als wichtiger Preisermittlungsmechanismus, den die Marktteilnehmer wie Käufer, Verkäufer aber auch Transaktionsberater nutzen können, um auf dieser Basis ihre Entscheidungen zu treffen. Um rechtliche Probleme zu vermeiden, dürfe eine NPL-Plattform laut der Verfasser des Commission Staff Working Documents allerdings niemals Eigentümer oder Servicer der ausgefallenen Kredite sein, sondern müsse zu jeder Zeit neutral bleiben.

Das Frankfurter Finanzunternehmen Debitos bietet einen von der Europäischen Kommission gewünschten digitalen Kreditmarktplatz bereits seit 2013. Das Unternehmen wurde von Timur Peters als reiner Zweitmarkt für NPLs gegründet – mittlerweile werden über Debitos Kredite aller Art verkauft, beispielsweise Peforming Loans, Schuldscheindarlehen und Immobilienassets. „Den Großteil der relevanten Funktionen, die in dem Papier gefordert werden, haben wir bereits seit Jahren auf unserem Marktplatz etabliert. An der europaweiten Abdeckung arbeiten wir mit großen Schritten“, sagt Peters. Im laufenden Jahr wurden über Debitos bereits Transaktionen aus zehn verschiedenen europäischen Ländern durchgeführt, darunter Spanien, Italien und Griechenland. Momentan sind auf dem Kreditmarktplatz rund 600 Investoren aus 16 Ländern mit mehr als 11 Milliarden Euro verfügbarem Kapital registriert – Tendenz steigend. Seit der Gründung wurden über Debitos bereits Kredite im Wert von mehr als 4,5 Milliarden Euro versteigert.

Laut des Document Staff Working Documents der EU-Kommission wurden zwischen 2014 und 2017 über den klassischen Offline-Sekundärmarkt bereits Transaktionen zwischen 100 und 150 Milliarden Euro pro Jahr durchgeführt. Die Abwicklung großer Deals läuft dabei vorrangig über Beratungsunternehmen wie Deloitte oder Oliver Wyman. „Sollten sich digitale NPL-Plattformen weiter am Markt etablieren, hat das natürlich einen Einfluss auf das Geschäft der großen Berater“, sagt Debitos-Gründer Timur Peters. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Beratungsfirmen und NPL-Plattformen ist dabei durchaus denkbar: Bereits seit 2017 kooperiert der Frankfurter Kreditmarktplatz Debitos beispielsweise in Italien mit EY.

Der aktuelle NPL-Report der EU-Kommission zeigte darüber hinaus, dass der Anteil notleidender Kredite im Euro-Raum aktuell sinkt: Ende des zweiten Quartals 2018 lag die Quote der Non-Performing Loans (NPL) bei 3,4 Prozent der Bruttokredite – 2017 galten noch 4,6 Prozent der von den europäischen Geldhäusern ausgegebenen Kredite als ausgefallen. In der EU sind damit aktuell Kredite mit einem Nominalwert von 820 Milliarden Euro seit mindestens 90 Tagen nicht mehr bedient worden; im Vorjahr waren es noch Kredite im Wert von 950 Milliarden Euro. Nach wie vor besonders betroffen sind Italien und Griechenland mit NPL-Quoten von 10 beziehungsweise knapp 45 Prozent.








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