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25.01.2019 Sind die fetten Jahre vorbei? EZB korrigiert Wachstum nach unten

Europas Motor stottert: EZB sieht steigende Risiken für den Euroraum
Die Wirtschaftsaussichten für 2019 trüben sich zunehmend ein: Zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums in Davos senkte der Internationale Währungsfonds (IWF) zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate seine Wachstumsvorhersage. Angesichts ungelöster Handelskonflikte und des drohenden Brexit-Chaos könnte die weltweite Wirtschaftsleistung 2019 nur noch um 3,5 Prozent steigen. Für Deutschland korrigierte der IWF die Prognose sogar um ganze 0,6 Prozent nach unten und rechnet mit gerade einmal 1,3 Prozent im laufenden Jahr. Vor allem die Probleme der Autoindustrie und eine geringere Export-Nachfrage belasten die deutsche Wirtschaft.

Bisher war die Europäische Zentralbank (EZB) zuversichtlich, dass die Konjunktur nur eine kleine Verschnaufpause einlegt. Auf ihrer Sitzung im Dezember 2018 stellten die Notenbänker noch fest, dass sich Chancen und Risiken weitestgehend die Waage halten. In der heutigen Sitzung räumte Draghi jedoch ein, dass die Risiken für den Euroraum zunehmen. Die schwächelnde Wirtschaft und der nachlassende Preisdruck erschweren es der EZB, eine zinspolitische Normalisierung einzuleiten. Ursprünglich waren die meisten Beobachter davon ausgegangen, dass die EZB bereits im Herbst dieses Jahres die Zinsen anheben könnte. Die aktuellen Entwicklungen deuten allerdings eher auf eine Verschiebung der Zinserhöhung in das Jahr 2020 hin. Dieser Meinung schließt sich auch Michael Neumann an: „Aus heutiger Sicht rechne ich nicht mit einer Zinserhöhung im Jahr 2019. Die Inflation erzeugt keinen Handlungsdruck auf die EZB, die schwächeren Konjunkturdaten und Prognosen ebenfalls nicht. Das politische Umfeld mit der Brexit-Hängepartie, der Verschuldung Italiens und den Folgen des Handelskonfliktes dämpfen die Stimmung zusätzlich. Insofern erwarte ich einen ersten Zinsschritt frühestens 2020.“

Hart oder weich – oder gar nicht? Was das Brexit-Chaos für die Finanzmärkte bedeutet
Nachdem das mit der EU ausgehandelte Brexit-Abkommen im britischen Parlament gescheitert ist, und sich bisher kein konsensfähiger Plan B abzeichnet, steht jetzt die Frage im Raum: Was passiert Ende März? Und mit jedem Tag ohne Lösung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem ungeordneten Ausstieg der Briten kommt. „Je näher das Datum rückt und je wahrscheinlicher der harte Brexit wird, desto vorsichtiger werden Unternehmen und Verbraucher. Das wird Bremsspuren in der wirtschaftlichen Entwicklung verursachen“, meint Michael Neumann. „Kommen wir einem No-Deal-Szenario näher, wird auch an den Finanzmärkten die Volatilität steigen: Es kann zu Gewinnmitnahmen und einer Flucht der Anleger in sichere Häfen kommen. Wie groß der Schaden wird, lässt sich heute allerdings nicht seriös voraussagen.“

Stillstand in den USA: Milliarden-Verluste durch anhaltenden Shutdown

Auch die USA sind von gesenkten Wachstumsprognosen betroffen: Die Weltbank rechnet für 2019 zwar noch mit 2,9 Prozent Wachstum, spätestens im Jahr 2020 werden jedoch die Effekte von Trumps Steuerreform verpuffen und das Wachstum könnte sich auf 1,7 Prozent absenken. Die andauernden Handelsstreitigkeiten mit China belasten die Wirtschaft beider Staaten zusätzlich: So schwächte sich zum einen die chinesische Konjunktur ab, zum anderen gaben auch amerikanische Unternehmen wie Apple, General Motors oder Starbucks Umsatzwarnungen heraus, die sie hauptsächlich auf den Handelskonflikt zurückführen.

Weitere Probleme bereitet der aktuelle Shutdown. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) schätzt, dass jede Woche Stillstand die US-Wirtschaft 1,2 Milliarden Dollar kostet. Damit dürften diese Kosten bald die fünf Milliarden Dollar übersteigen, die Trump für seine Grenzbarriere erzwingen will. Auch der Fed bereitet der Shutdown Probleme: Sie erhält aktuell keine Konjunkturdaten und ist damit im geldpolitischen Blindflug unterwegs. Auf ihrer letzten Sitzung Ende Dezember führten die amerikanischen Notenbänker die erwartete Zinserhöhung auf 2,25 bis 2,5 Prozent durch. Für 2019 wird allerdings ein deutlich vorsichtigerer Kurs erwartet: „Die Fed hat zuletzt angedeutet, dass sie sich in 2019 alle Optionen offenhält – also auch die, in 2019 komplett auf Zinserhöhungen zu verzichten“, sagt Zinsexperte Neumann. Gerade aus diesem Grund wären die Währungshüter für ihre Entscheidungen auf wichtige Konjunkturdaten angewiesen.

Tendenz:

Kurzfristig: schwankend seitwärts
Langfristig: steigend











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