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21.03.2019 Etablierte Börsen haben Nase vorn – ihre Dominanz jedoch sinkt

Die vier beliebtesten Börsenplätze, die Unternehmen für ein Initial Public Offering (IPO) in Betracht ziehen, sind alte Bekannte: Die beiden New Yorker Börsen (New York Stock Exchange und Nasdaq) auf Platz 1 und 3, die London Stock Exchange auf Platz 2 sowie die Hong Kong Stock Exchange auf Rang 4. Mit den indischen Börsen (Bombay Stock Exchange and National Stock Exchange of India) schafft immerhin ein Vertreter der aufstrebenden Wirtschaftsmärkte den Sprung in die Top 5. Die Deutsche Börse liegt auf Rang 8. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Befragung von 370 Unternehmensvertretern, die PwC für die Studie „Capital Markets in 2030“ befragt hat.

Mit Blick auf Börsengänge im Jahr 2030 bleibt die Top 5 unverändert – nur Nasdaq und London Stock Exchange tauschen die Plätze. Die Deutsche Börse werden 2030 - im Vergleich zur vorherigen Studie für 2025 mit 8% - nun immerhin 9 Prozent der Emittenten Deutschland als Börsenplatz für ihr IPO in Betracht ziehen. Damit liegt Frankfurt auf Rang 12 – hinter Australien, Singapur, Südafrika und Brasilien.

Dominanz der großen Börsen sinkt

„Die Börsen in den etablierten Märkten bleiben grundsätzlich stark. Sie profitieren von ihrer verlässlichen Stabilität und Liquidität. Ihre Dominanz ist in den vergangenen Jahren jedoch geschrumpft“, kommentiert Nadja Picard, IPO-Expertin und Capital Markets Leader für PwC Europe. 2011 gaben noch 74 Prozent der Befragten an, dass sie die NYSE für ihre Erst-Emission in Betracht ziehen würden, 2018 waren es nur noch 38 Prozent. Auch London würden heute nur noch 34 Prozent der Befragten als Börsenplatz wählen; 2011 votierten noch 72 Prozent für London.

„Politische Realitäten und Marktzwänge haben zudem die vor einigen Jahren noch sehr euphorische Einschätzung der Emerging Markets gedämpft. Heute sieht es eher nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Börsen in den etablierten und aufstrebenden Märkten aus“, so Nadja Picard weiter. Bei der PwC-Analyse aus dem Jahr 2011 waren die Befragten noch der Meinung, dass die Börse in Shanghai im Jahr 2025 der führende Börsenplatz sein würde, gefolgt von der NYSE, den indischen Börsen und der brasilianischen Bovespa. Nadja Picard: „Die kontinentaleuropäischen Standorte kämpfen mit einem gefühlten Bedeutungsverlust Europas als Wirtschaftsstandort und müssen aufpassen, nicht zwischen den etablierten und den aufstrebenden Märkten zerrieben zu werden.“

Die meisten IPO-Kandidaten kommen 2030 aus China

Mit Blick auf die IPO-Pipeline ist China das Land, das nach Ansicht der Befragten im Jahr 2030 die meisten Börsendebütanten hervorbringen wird: 55 Prozent sind der Meinung, dass die Mehrzahl der Erstemissionen dann aus dem Reich der Mitte kommen wird. Auf Rang 2 liegt Indien (45 Prozent Nennungen), gefolgt von den USA (41 Prozent) und Brasilien (21 Prozent). Großbritannien schafft es trotz Brexit mit 18 Prozent der Nennungen auf Rang 5 – und liegt damit einen Platz vor Deutschland (14 Prozent).

Liquidität hat höchste Priorität

Bei der Auswahl des Börsenplatzes für ein IPO hat Liquidität nach wie vor die höchste Priorität. Das sagt die Hälfte der Befragten (49 Prozent). Aber auch Bewertungen und die Kosten für die Emission spielen für 32 bzw. 29 Prozent der Befragten eine zentrale Rolle. Die größten Sorgen, die sich Unternehmen bei einem Erst-Listing an einer Börse in aufstrebenden Märkten machen, ist die möglicherweise fehlende Liquidität (33 Prozent). Aber auch Währungsschwankungen (29 Prozent) und ein unsicheres regulatorisches Umfeld (25 Prozent) bereiten den Befragten Kopfschmerzen.

Unternehmen haben zahlreiche Alternativen für die Kapitalbeschaffung

Grundsätzlich sinkt die Bedeutung eines Börsengangs für die Kapitalbeschaffung nach Ansicht der Befragten. Jeder zweite ist der Meinung, dass der Sprung an die Börse heute eine kleinere Rolle spielt, wenn es um die Finanzierung geht. Das liegt auch daran, dass Unternehmen mehr Optionen zur Verfügung stehen, um Kapital zu beschaffen – sowohl in den etablierten als auch in den aufstrebenden Märkten. Dieser Meinung sind drei von vier Befragten. Die beliebteste private Finanzierungsoption ist Private Equity (55 Prozent).

„Private Equity und Public Equity stehen sich allerdings nicht als konkurrierende Finanzierungswege gegenüber. Sie bilden vielmehr unterschiedliche Optionen für die Kapitalbeschaffung, die Unternehmen je nach individueller Situation für sich nutzen können“, resümiert Nadja Picard. Und der Börsengang bleibt unbestritten ein strategisch wichtiges Mittel: 70 Prozent der Umfrageteilnehmer sind überzeugt, dass es für erfolgreiche Unternehmen sinnvoll ist, zu einem bestimmten Zeitpunkt ihrer Unternehmensgeschichte an die Börse zu gehen. Die gute Nachricht: Für dieses Vorhaben steht Unternehmen eine wachsende Auswahl an geeigneten Börsenplätzen zur Verfügung.








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