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26.07.2019 Das Büro als Management-Tool

Zeige mir dein Büro – und ich sage Dir, wie Du arbeitest. Neuste Studien und Zahlen belegen, was immer mehr Unternehmen auch in Deutschland umsetzen: Investitionen in Arbeitswelten sorgen nicht nur für zufriedenere und motivierte Mitarbeiter, sondern sind vor allem ein Hebel für Effizienz. „Schöne Arbeitsumgebungen zahlen sich im wahrsten Sinn des Wortes aus, weil sie bei den Mitarbeitern Kreativität und Agilität fördern.

Zudem identifizieren sich Mitarbeiter mehr mit dem Unternehmen und haben mehr Spaß an ihren Tätigkeiten“, erklärt Sven Bietau, Partner bei der CSMM GmbH in München, die sich auf Konzeption und Ausbau von Arbeitswelten spezialisiert hat. Raumkosten machen bei Dienstleistungsunternehmen nur rund acht Prozent der Kosten aus. Bietau: „Im Unternehmensalltag lassen sich mit acht Prozent Raumkosten die Ergebnisse des Personals, das rund 80 Prozent der Kosten verursacht, deutlich steigern. Vergleichsweise geringfügige Investitionen in die Arbeitsbedingungen haben überproportionale Effekte auf die Motivation und damit auf die Produktivität des Personals.“

Nach Worten des Experten lässt sich die Unternehmensstrategie durch Bürokonzepte unterstützen. „Der Ansatz, beim Thema Bürogestaltung oder -umzug die Belegungsdichte zu erhöhen und damit Flächenkosten einzusparen, ist in Zeiten, in denen der Kampf um den besten Mitarbeiter härter geführt wird denn je, nicht mehr zeitgemäß. Der Fokus sollte deshalb auf der Akquise von Mitarbeitern liegen. Selbst die Führungsebene traditioneller Branchen wie dem Bankwesen oder Kanzleien hat längst wie die IT- oder Kreativbranche das Büro als Management-Werkzeug erkannt“, erklärt Bietau.

Die aktuelle „Office Analytics“-Studie des Fraunhofer-Instituts gibt dem Ansatz Recht. Belegungsdichte, Mitarbeiterzufriedenheit und Erfolgsfaktoren sind bei der modernen Bürogestaltung ein kausales Geflecht. Die Ergebnisse der Studie belegen die positive Wechselwirkung zwischen der Zufriedenheit mit der Büroumgebung und verschiedenen Erfolgs-Indizes. Demnach lassen sich signifikante Zusammenhänge zwischen Wohlbefinden, Motivation, Mitarbeiterbindung sowie der Performance am Arbeitsplatz verzeichnen, wenn Personen mit ihrer Büroumgebung zufrieden sind.

Ein zufriedener Mitarbeiter arbeitet demnach motivierter und hat mehr Spaß am Job. Das Büro und seine Gestaltung bleiben trotz rasant fortschreitender Digitalisierung essentieller Ankerpunkt für jeden Mitarbeiter. Das Büro ist laut ISF München, dem Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung, Treffpunkt und Kommunikationsort aber auch gleichzeitig soziale Heimat für jeden Arbeitnehmer.

Vor allem zeigt sich mittlerweile, dass die Zufriedenheit mit der Büroumgebung einen wesentlich stärkeren Einfluss auf diese Erfolgs-Indizes ausübt als die Möglichkeit des autonomen Arbeitens. Das bedeutet: Unternehmen, die auf Well-Being und Social Happiness achten, indem sie Orte der Bewegung und des Austausches anbieten, sind auf Dauer erfolgreicher. „Die agilsten Unternehmen einer Branche sind im Zehn-Jahres-Vergleich erfolgreicher als ihre Wettbewerber“, zitiert der Architekt Bietau eine Untersuchung von Capgemini Consulting. In Folge gibt es weniger Personalrotation und weniger krankheitsbedingte Ausfälle.

Agile Methoden erfordern ohnehin die Neugestaltung von Arbeitswelten. Häufige Besprechungen und der Austausch von Informationen dominieren den Arbeitsalltag zunehmend auf allen Ebenen. Die früher vorherrschende Routine der Informationsverarbeitung, die sogenannte Sachbearbeitung, ist weitgehend automatisiert und abgelöst durch kreative Informationsverarbeitung. Hier kommt es mehr auf die Arbeit mit Menschen und ihre Interaktion an. Bietau: „Einerseits steigen dadurch die Anteile an Teamarbeit und Kommunikation, die Störungen verursachen. Andererseits wächst der Umfang an konzentrierter Einzelarbeit, die Ungestörtheit erfordert, um produktiv zu sein. Der rasche Wechsel dieser beiden Tätigkeitsformen charakterisiert alle Arbeitsplätze und prägt die grundlegenden und zugleich widersprüchlichen Anforderungen der Bürogestaltung für das Nebeneinander von Konzentration und Kommunikation.“

Bei allem stellt sich nicht nur die Wahl zwischen höchst unterschiedlichen Bürokonzepten, sondern auch der Unternehmenskultur, die verschiedene Ziele der Organisationsentwicklung fördern oder behindern können. „Bei Veränderungsprozessen sollten in jedem Fall die Mitarbeiter frühzeitig einbezogen werden“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Sven Bietau.







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