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06.08.2019 Mietpreisexplosion erfordert Blick über den Tellerrand

Wie bei uns steigen auch in anderen Großstädten der Welt die Mieten. Doch kann man wirklich nichts dagegen unternehmen, wie viele Politiker immer wieder suggerieren? Ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass es durchaus vielversprechende Ansätze gibt.

So hat die Regierung der Stadt Wien Ende 2018 eine neue Bauordnung beschlossen, um neuen, leistbaren Wohnraum zu schaffen und einen weiteren Anstieg der Grundstückspreise zu verhindern. Die neue Bauordnung sieht dabei vor, dass zwei Drittel aller neuen Wohnungen, die künftig gebaut werden, in die Kategorie „geförderte Wohnnutzfläche“ fallen müssen. Das bedeutet, dass die Miete hier nicht mehr als fünf Euro netto pro Quadratmeter betragen darf. Ausnahmen etwa für sehr wohlhabende Viertel gibt es dabei nicht. Die neue Bauordnung für Wien ist somit ein gelungener Ansatz, den ständigen Preissteigerungen im Rahmen des Neubaus einen Riegel vorzuschieben.

Eine effiziente Möglichkeit, auch bei Bestandsimmobilien – dem Gros der Mietangebote in Großstädten – bezahlbaren Wohnraum zu gewährleisten, hat die Wiener Lokalpolitik leider noch nicht genutzt: Die gezielte Förderung von Vermietern, die dauerhaft günstigen Wohnraum für die breite Mittelschicht anbieten.

Hier setzt eine Initiative der portugiesischen Regierung an, die nicht auf Zwangsregulierung aufbaut, sondern auf der Belohnung jener Vermieter, die freiwillig ihre Mieten senken. Konkret sieht Portugals Mietengesetz vor, dass alle Eigentümer, die ihren Wohnraum 20 Prozent unter dem Marktpreis anbieten, ihre Mieteinnahmen steuerfrei kassieren können. Zudem verspricht ihnen die Regierung, im Falle von Zahlungsunfähigkeit der Mieter einzuspringen. Den Rathäusern wird außerdem nahegelegt, den Besitzern bei der Grundsteuer entgegenzukommen.

Von diesen Beispielen abgesehen gibt es aber auch ohne spezielle Förderung sogar in Deutschland schon heute Anbieter, die bezahlbaren Wohnraum schaffen. Im Mittelpunkt steht dabei die zielgerichtete Sanierung und Optimierung von Bestandsimmobilien, durch sowohl die Mieter als auch die Vermieter profitieren. Auf der einen Seite kommen Mieter darüber in den Genuss von günstigen Mieten, lokalen Hausverwaltungen und einem engagierten Asset Management, das langfristig die Wohn- und Gebäudequalität sowie das Mietklima verbessert. Andererseits verringert der somit erzeugte Mehrwert der Immobilien die Leerstände und die Fluktuation, sodass stabile Mieteinnahmen auch bei fünf Euro netto pro Quadratmeter erwirtschaftet werden können.

(Kommentar von Jürgen Steinhauser, Geschäftsführer der Real Estate & Asset Beteiligungs GmbH)






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