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12.08.2019 Mietpreisbremse für Gewerbeimmobilien würde ins Leere greifen

Der Berliner Senat will morgen eine Initiative im Bundesrat einbringen, mit der Büro- und Ladenmieten gedeckelt werden sollen. Nach dem Vorbild des Wohnungsmarktes möchte die rot-rote-grüne Stadtregierung das Gewerbemietrecht dahingehend verändern, dass kleine und mittlere Betriebe nicht mehr durch steigende Mieten von großen Handelsketten aus den Zentren verdrängt werden. Details zu der Initiative „Einführung einer Gewerbemietpreisbremse in angespannten Gewerberaummärkten“ nannte Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Bündnis 90/Die Grünen) allerdings nicht. Er wolle dadurch eine Einigung im Bundesrat nicht erschweren.

JLL sieht den Vorstoß kritisch, weil er an der Realität des Marktes für Gewerbeimmobilien vorbeigeht und sich im schlimmsten Fall sogar schädlich auf die Bereitschaft zum Neubau und damit mittelfristig auf das generelle Flächenangebot auswirken könnte.

Ladenspitzenmieten sinken in vielen Städten bereits wieder

Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany: „Wir beobachten seit einigen Jahren, dass die Flächennachfrage durch den Strukturwandel im Handel deutlich zurückgegangen ist. Insofern sind Eigentümer ohnehin stärker unter dem Druck, Zugeständnisse bei den Mieten zu machen. Die Zeiten, in denen Vermieter die Preise diktierten und beliebig anziehen konnten, sind in vielen Märkten längst vorbei.“ Laut Wichner würde eine Deckelung vielerorts ins Leere greifen, da sich der Markt ohnehin in die andere Richtung bewegt.

„Wir beobachten den Markt bundesweit und haben festgestellt, dass die Spitzenmieten in den Metropolen seit Jahren konstant sind. In den Groß- und Mittelstädten gehen die Spitzenmieten im Schnitt sogar zurück. In den Städten mit weniger als 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr sogar um neun Prozent. In den Städten zwischen 250.000 und 500.000 Einwohnern immerhin um sechs Prozent. Zugleich ist nicht mit einer schlagartigen Trendwende zu rechnen, so dass die Deckelung letztlich unwirksam wäre“, zeigt Wichner die aktuelle Entwicklung im Markt auf.

In einigen Lagen herrsche zudem der Eindruck vor, dass es nur noch Ketten und Filialisten gäbe. Die Zahlen sprächen allerdings teilweise eine andere Sprache: So sind aktuell bundesweit in den 110 größten Städten mit 52,2 Prozent nur knapp mehr als die Hälfte der Geschäfte in den Innenstädten Filialisten. Sie machen dabei in etwa 80 Prozent der Fläche aus. In den zehn größten Einkaufsmetropolen ist die Zahl indes höher. Hier belegen Ketten rund 68 Prozent der Ladenlokale und bespielen damit rund 84 Prozent der Fläche.

Ähnlich kritisch sieht den Vorstoß des Berliner Senats Stephan Leimbach, Head of Office Leasing JLL Germany, mit Blick auf den Büroimmobilienmarkt. „Tatsächlich sind die Büromieten in der jüngeren Vergangenheit stark angestiegen. So hat sich beispielsweise die Berliner Büro-Durchschnittsmiete in den vergangenen fünf Jahren von 13,69 Euro auf 23,64 Euro gesteigert. Das ist ein Anstieg von knapp 73 Prozent.
Weil es den Unternehmen gut geht und gerade auch Berlin als Bürostandort seit Jahren boomt, trifft eine immer größere Nachfrage auf ein zu kleines Angebot an Büroflächen. Dabei ist gerade in Berlin selbst in zentralen Lagen noch genug Platz für neue Büroflächen. Aber der benötigte Neubau kann einfach nicht Schritt halten. Dabei könnten die Städte und Gemeinden allein mit der effizienten Wahrnehmung ihrer Kernaufgaben die Lage entspannen. Schnellere Baugenehmigungen, sinnvolle Entschlackung von Vorschriften und Rechtssicherheit in Bezug auf Privateigentum würden sofort helfen. Stattdessen überbieten die Parteien einander mit Vorschlägen, die an hilflosen Aktionismus erinnern.“







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