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05.11.2019 Unterversorgung bei Betreutem Wohnen in ganz Nordrhein-Westfalen

In allen 53 Stadt- und Landkreisen von Nordrhein-Westfalen fehlt es an ausreichenden Angeboten für Betreutes Wohnen. Im gesamten Bundesland herrschen ein hoher Nettobedarf und ein hohes Nachfragepotenzial nach Service-Wohnen für Senioren. Das sind die zentralen Ergebnisse der neuen Versorgungsstudie „Versorgungssituation mit Betreuten Wohnungen in Nordrhein-Westfalen“ der TERRAGON AG, die den Versorgungsgrad und das Nachfragepotenzial in Beziehung zu den demografischen Daten in Nordrhein-Westfalen analysiert hat.

Versorgungsgrad liegt unter dem bundesweiten Durchschnitt

Momentan gibt es insgesamt 1.587 Service-Wohnanlagen mit insgesamt 62.119 Apartments in Nordrhein-Westfalen. Durchschnittlich verfügt jede Wohnanlage über 39 Betreute Wohnungen. Anteilshalber gerechnet rangiert Hamm mit 8,5 Apartments auf 100 Seniorenhaushalte auf Platz eins. Auf dem zweiten Platz liegt Essen mit 8,1 Apartments und auf dem dritten Platz Herne mit 6,1 Apartments. Zusammengenommen haben die Top-5-Kreise einen Durchschnittsanteil von 7,0 Apartments auf 100 Seniorenhaushalte.

Am unteren Ende des Rankings weisen Solingen mit 1,1 Apartments, Mönchengladbach mit 0,9 Apartments und Mülheim an der Ruhr mit 0,6 Apartments den niedrigsten Versorgungsgrad auf. Insgesamt liegt der nordrhein-westfälische Durchschnitt mit 3,3 Apartments etwas unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 3,5 Apartments auf 100 Seniorenhaushalte.

„Der Bau von Seniorenwohnungen ist das beste Familienbauprogramm. Nur durch attraktive Alternativangebote können Senioren veranlasst werden, aus ihren meist preisgünstigen und zu großen Wohnungen auszuziehen. So würde mit jeder belegten Service-Wohnung für Senioren eine größere Wohnung für Familien frei“, sagt Dr. Michael Held, Vorstandsvorsitzender der TERRAGON AG.

Bedarfsspanne bei 200 Prozent des momentanen Bestands

Die Bedarfsspanne in Nordrhein-Westfalen ist groß. Der am schlechtesten versorgte Stadtkreis Duisburg führt die Tabelle mit 4.533 fehlenden Betreuten Wohnungen an. Selbst der am besten versorgte Stadtkreis Hamm hat einen weiteren Bedarf von 256 Betreuten Wohnungen. Insgesamt liegt der Zusatzbedarf in allen Stadt- und Landkreisen Nordrhein-Westfalens mit einem errechneten Mangel von 124.745 Apartments bei mehr als 200 Prozent des derzeitigen Bestands von 62.119 Apartments.

Hohes Anmietungspotenzial

Ein hoher Anteil aller Senioren in NRW verfügt über ausreichende Mittel, um eine altersgerechte Wohnung finanzieren zu können. So könnten sich 75 Prozent aller Seniorenhaushalte ein monatliches Gesamtentgelt (Miete und Servicepauschale) von 750 Euro für Betreutes Wohnen leisten. 66 Prozent der Haushalte könnten sogar ein Entgelt von 1.000 Euro aufbringen. Für die Untersuchung des Nachfragepotenzials wurde eine Mietbelastung von 50 Prozent des Nettohaushaltseinkommens angenommen. Ein Monatsentgelt von 750 Euro entspricht den durchschnittlichen Kosten einer Betreuten Wohnung im mittleren Wohnsegment.

In der Städteregion Aachen gibt es mit 91 Prozent das höchste Potenzial an zahlungsfähigen Seniorenhaushalten. Es folgen die Landkreise Olpe mit 86 Prozent und Gütersloh mit 82 Prozent. Selbst am Ende der Liste haben die Stadtkreise Dortmund und Gelsenkirchen mit 66 Prozent sowie Duisburg mit 65 Prozent ein beachtliches Anmietungspotenzial.

„Die Versorgung von Senioren mit adäquaten Wohn- und Pflegeangeboten gehört zu den wichtigen Aufgaben der kommunalen Daseinsfürsorge. Im Interesse der Kommunen ist nicht zuletzt, dass sich auf diese Weise erhebliche Kosten einsparen lassen“, erklärt Dr. Michael Held.

Gemäß einer konservativen Schätzung von Prognos in der Studie „Potenzialanalyse altersgerechte Wohnungsanpassung“ von März 2014 könnten bei einer flächendeckenden Versorgung mit altersgerechten Wohnungen derzeit von den Kommunen 600 Millionen Euro jährlich eingespart werden. Dieser Betrag wird sich bis 2030 auf eine Milliarde Euro erhöhen.

„Unsere Studie zeigt auch, dass sich 25 bis 30 Prozent der Seniorenhaushalte in Nordrhein-Westfalen Betreutes Wohnen nicht leisten können. Daher sollte der Fokus der Kommunen neben einer allgemeinen Förderung des Service-Wohnens für Senioren durch eine entsprechende Konzeptvergabe von kommunalen Grundstücken insbesondere auch auf der Förderung von Seniorenhaushalten mit niedrigem Einkommen liegen, etwa durch eine Ergänzung des Wohngelds durch einen Betreuungsanteil“, erklärt Held.







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