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08.11.2019 Immobilieninvestoren unterschätzen Klimawandel-Risiken fürs Portfolio

Der Klimawandel wirkt sich auch auf Immobilienportfolios aus. Investoren reagieren darauf oft noch zu zögerlich. Dies ist eines der Kernergebnisse der Studie „Emerging Trends in Real Estate Europe 2020 – Climate of Change“, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) gemeinsam mit dem Urban Land Institute erstellt hat. Der jährliche Report beleuchtet die wichtigsten Branchentrends und bietet ein Ranking der attraktivsten Standorte für Immobilieninvestoren in Europa. Für die aktuelle 17. Ausgabe der Studie haben PwC und ULI mehr als 900 Entscheider von Immobilienfirmen, Investmentmanager und andere Branchenexperten in Europa befragt.

Klimawandel beeinflusst Investitionen stark

Dem Klimawandel attestieren die befragten Entscheider in den nächsten 30 Jahren den größten Einfluss auf Immobilieninvestments. „Wir haben bei Umweltfragen einen Wendepunkt erreicht, denn rund ein Drittel der globalen Emissionen stammen von Immobilien. Darauf reagiert die Branche noch zu langsam“, sagt Susanne Eickermann-Riepe, German Real Estate Leader bei PwC Deutschland. So gibt mit 48 Prozent fast die Hälfte der Befragten an, dass die Risiken für ihr Portfolio durch den Klimawandel „etwas“ (37 Prozent) oder „deutlich“ (11 Prozent) gestiegen sind. Als konkrete Auswirkungen nannten die Investoren insbesondere höhere Investitionskosten (22 Prozent), höhere Betriebskosten (20 Prozent) und eine schnellere Abnutzung (18 Prozent).

Aber: 49 Prozent der Immobilieninvestoren sehen aktuell noch kein gestiegenes Risiko für ihr Portfolio. Mit Blick auf die kommenden fünf Jahre antworteten so nur noch 23 Prozent, und insgesamt 73 Prozent erwarten, dass sich der Klimawandel auf stärker auf ihr Portfolio auswirken wird (47 Prozent: „etwas erhöhtes Risiko“, 26 Prozent: „deutlich erhöhtes Risiko“). „Dieses Ergebnis stimmt nachdenklich, auch vor dem Hintergrund, dass die Regulierung mit dem EU-Action Plan zum Handeln zwingt“, kommentiert PwC-Expertin Susanne Eickermann-Riepe. „Wer erst in den kommenden Jahren darauf reagiert, wird Fragen von Investoren, Mietern aber auch der Gesellschaft nur unzureichend beantworten können.“

Steigende Baukosten beunruhigen die Branche weiterhin

Die befragten europäischen Branchenexperten gehen davon aus, dass dem Immobiliensektor auch in Zukunft ausreichend Eigen- und Fremdkapital zur Verfügung stehen wird. Das liegt an den anhaltend niedrigen Zinsen und Anleiherenditen in vielen europäischen Ländern. Die Hauptsorge der Branche sind aber für 2020 nach wie vor die steigenden Baukosten: Über zwei Drittel der befragten Immobilieninvestoren äußerten sich so – und damit mehr als in der Vorjahresbefragung. Damals nannten 61 Prozent der Entscheider diese Sorge. „Die steigenden Baukosten sind nur ein Teil der Sorge, denn zunehmend werden auch die Kapazitäten im Bausektor knapp und haben Einfluss auf die Zeitpläne “, sagt Susanne Eickermann-Riepe, German Real Estate Leader bei PwC Deutschland. „Core Assets sind nach wie vor teuer, und ein relevanter Anteil des Bestands befindet sich im Wandel hin zu neuen Konzepten und mehr Mix in der Nutzung.“

8 von 10 Investoren gründen ihre Entscheidungen auf Mobilitätstrends Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie: Bei ihren Investments richtet sich die Immobilienbranche immer häufiger nach Mobilitätstrends. So betont fast ein Drittel der Investoren (32 Prozent), dass Mobilität und Infrastruktur bei der Entscheidung für eine Stadt eine wesentliche Rolle spielen. Und sogar 49 Prozent antworteten so bei für die Auswahl eines bestimmten Assets. Einige Fonds haben auf diese Entwicklung bereits reagiert. So haben etwa Whitehelm Capital und APG einen mit 250 Millionen Euro ausgestatteten Smart City Infrastructure Fund aufgelegt. Er investiert in Open-Access-Infrastrukturprojekte, die „Smart-City“-Lösungen wie intelligente Beleuchtung, Parken, Abfallsammlung und Umweltschutz unterstützen.

Berlin bleibt im Ranking die Nummer zwei – trotz eingefrorener Mieten

Für die aktuelle Ausgabe der Studie hat PwC die Ranking-Kriterien erweitert: Die Liste berücksichtig die Zukunftsperspektiven der verglichenen Städte in puncto Investment und Entwicklung. Neu hinzugekommen ist die Anzahl der befragten Entscheider, die potenziell in eine bestimmte Stadt investieren würden. Das widerspiegelt Größe und Liquidität der einzelnen Märkte genauer.

In dem aktuellen Ranking belegt Berlin nach wie vor einen Spitzenplatz. Die Experten setzten die deutsche Hauptstadt auf Platz zwei der Liste – trotz zunehmender Kritik. Die Immobilieninvestoren monierten zu hohe Preise und kritisierten die noch nicht befriedigende Infrastruktur, insbesondere die lange Bauzeit des neuen Berliner Flughafens. Auch der rasante Wandel in der Hauptstadt und mögliche politische und soziale Folgen sorgen bei der europäischen Immobilienbranche für Zurückhaltung.
„Faktisch ist ein Teil der Mieten in Berlin für die nächsten fünf Jahre eingefroren. Das kann den Businessplänen der Investoren widersprechen und lässt die Alarmglocken läuten“, sagt Susanne Eickermann-Riepe von PwC. Abzuwarten bleibe, ob und wann ähnliche Regularien auch in anderen deutschen und europäischen Städten eingeführt werden. Trotz dieser Entwicklungen bleibt die deutsche Hauptstadt europaweit ein Branchenliebling“, sagt Susanne Eickermann-Riepe, German Real Estate Leader bei PwC Deutschland.

Großes Potenzial schiebt Paris an die Spitze

Paris hat bei den Branchenexperten den ersten Platz im Ranking erobert. Zu den Assets der französischen Hauptstadt zählen etwa die Olympischen Spiele 2024, die Hochgeschwindigkeitszüge, die Paris in zwei Stunden mit London verbinden, sowie das 26-Milliarden-Euro-Megaprojekt Grand Paris. Dieses Vorhaben wird die französische Hauptstadt den Befragten zufolge zu einer der wichtigsten Metropolen des 21. Jahrhunderts machen und auch bei der grundlegenden Neugestaltung des öffentlichen Verkehrsnetzes Maßstäbe setzen.

München punktet mit starker Wirtschaft, Hamburg attraktiv, aber teuer

Mit ihrer starken und diversifizierten Wirtschaft punktet bei den Immobilieninvestoren auch die bayerische Metropole München. „Der Münchner Immobilienmarkt ist nach wie vor sehr attraktiv. Es gibt dort praktisch keinen Leerstand, die Nachfrage ist anhaltend groß“, kommentiert Susanne Eickermann-Riepe. Dort träten nicht nur deutsche und regionale Nachfrager auf den Plan, sondern auch internationale Unternehmen. Hamburg ist bei den Investoren ebenfalls beliebt. „Die Stadt ist im Vergleich der europäischen Metropolen ganz klar wettbewerbsfähig, aber auch teuer“, so Eickermann-Riepe.

London steht trotz der anhaltenden Diskussionen um Großbritanniens EU-Austritt bei den Immobilieninvestoren nach wie vor hoch im Kurs. Im Ranking kam die Stadt auf Platz vier. Hier nannten die Investoren unterschiedliche Strategien: Manche halten sich mit Investments zurück, bis die Brexit-Frage geklärt ist; andere setzen auf die weitere Urbanisierung und den wachsenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Fest steht: London ist in Europa nach wie vor der aktivste Markt mit einem Transaktionsvolumen von 27 Milliarden Euro im dritten Quartal 2019 – mit großem Abstand vor Berlin (zwölf Milliarden Euro) und Paris (elf Milliarden Euro).






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