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21.01.2020 Erhöhung des Wohngelds kaschiert nur das wahre Problem

Der bereits ein Jahrzehnt lang anhaltende Immobilienboom hängt immer mehr Menschen ab. Betroffen sind dabei vor allem jene, deren Mieten stärker steigen als ihr Einkommen. Sie können sich oft weder eine eigene Wohnung noch die steigenden Mieten leisten. Der Staat unterstützt diese Geringverdiener daher mit dem sogenannten Wohngeld.

Bis Dezember letzten Jahres erhielt ein bedürftiger Zwei-Personen-Haushalt durchschnittlich 145 Euro Wohngeld monatlich als Mietzuschuss. Zum 1. Januar dieses Jahres ist dieser Satz nun um 30 Prozent auf 190 Euro erhöht worden. Laut Bundesregierung sollen davon rund 660.000 Haushalte profitieren, vor allem Familien und Rentner. Rechnet man dann noch die Haushalte von Auszubildenden und Studenten dazu, die kein Wohngeld beantragen können, obwohl auch sie in der Regel über kein üppiges Einkommen verfügen, wird schnell klar, wie viele Menschen tatsächlich durch den Immobilienboom abgehängt werden.

Doch ist Wohngeld wirklich das geeignete Mittel, um den Folgen der Wohnraumkrise zu begegnen? Natürlich ist es gut, dass Bedürftige beim Thema Wohnen vom Staat nicht allein gelassen werden. Aber ist Wohngeld am Ende nicht nur ein Herumdoktern an den Symptomen? Wäre es nicht sinnvoller, das Problem vom anderen Ende zu betrachten und günstigen Wohnraum zu schaffen, statt zuzulassen, dass immer mehr Menschen in staatliche Abhängigkeit geraten?

Eine Möglichkeit bezahlbaren Wohnraum zu gewährleisten, wäre beispielsweise die gezielte Förderung von Vermietern, die dauerhaft günstigen Wohnraum für die breite Mittelschicht anbieten.

Wer jetzt einwendet, dass bezahlbarer Wohnraum in einem freien und umkämpften Wohnungsmarkt nicht realisierbar ist, vergisst die zwar kleine aber durchaus vorhandene Gruppe von Vermietern, die sich auf dieses Segment spezialisiert haben und dennoch wirtschaftlich sind. Im Mittelpunkt steht dabei meist die zielgerichtete Sanierung und Optimierung von Bestandsimmobilien, durch die sowohl Mieter als auch sie selbst profitieren. Auf der einen Seite kommen Mieter so nämlich in den Genuss von günstigen Mieten, lokalen Hausverwaltungen und einem engagierten Asset Management, das langfristig die Wohn- und Gebäudequalität sowie das Mietklima verbessert. Andererseits verringert der somit erzeugte Mehrwert der Immobilien die Leerstände und die Fluktuation, sodass stabile Mieteinnahmen erwirtschaftet werden können.

(Kommentar von: Ulrich Jehle, Geschäftsführer der Real Estate & Asset Beteiligungs GmbH)






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