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12.02.2020 Zum Job eine Wohnung: Ein bewährtes Konzept neu gedacht

Der Erfolg fast jedes Unternehmens hängt entscheidend davon ab, wie gut es ihm gelingt, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu halten. Gelingt es nicht, kann das gravierende Folgen haben: Aufträge bleiben liegen, neue Produkte gehen zu spät oder gar nicht an den Markt, Kunden wandern zur Konkurrenz ab. Längst ist der Fachkräftemangel die Wachstumsbremse Nummer eins. Allerdings wird es immer schwieriger, das passende Personal zu finden. Allein der Berliner Wirtschaft fehlen mehr als 140.000 Arbeitskräfte, mit steigender Tendenz. Und es trifft alle Bereiche: vom Industriekonzern über Krankenhäuser bis hin zum Handwerksbetrieb.

Arbeitgeber müssen sich also einiges einfallen lassen, um im harten Wettbewerb um Fach- und Nachwuchskräfte zu bestehen. Doch selbst, wenn ihnen das gelingt, passiert es immer öfter, dass geeignete Bewerber wieder abspringen. Ein Grund dafür ist der angespannte Wohnungsmarkt. In Metropolen wie Berlin eine bezahlbare, angemessene Wohnung zu finden, ist langwierig, aufreibend – und allzu oft ergebnislos. Das schreckt potenzielle Kandidaten ab.

Doch es gibt einen Ausweg, weiß Achim Amann, Geschäftsführer von Black Label Immobilien. Seit Jahren beobachtet der Branchenexperte ein zunehmendes Interesse von Unternehmern, die nach geeignetem Wohnraum für ihre Mitarbeiter suchen. Wir haben mit ihm gesprochen.

Wenn der Wohnraummangel den Fachkräftemangel verschärft, was raten Sie dem Arbeitgeber, Herr Amann?

Das Dilemma auf dem Wohnungsmarkt birgt für Arbeitgeber auch einen Lösungsansatz. Attraktiver, erschwinglicher Wohnraum in Arbeitsplatznähe kann den Ausschlag dafür geben, Fachkräfte zu gewinnen und dauerhaft an sich zu binden. Was liegt also näher, als genau hier anzusetzen?

Sie sprechen vom Konzept der Mitarbeiterwohnungen?

Genau. Das sind Wohnungen, die der Arbeitgeber dem Mitarbeiter nach deutschem Mietrecht bereitstellt. Das Konzept, das derzeit eine Wiedergeburt erlebt, ist übrigens keineswegs neu. Bereits zu Zeiten der industriellen Revolution entstanden ganze Wohnquartiere für die Beschäftigten großer Unternehmen, wie etwa die Berliner Siemensstadt, die heute zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Auch in den 1970er Jahren gab es im ehemaligen West-Deutschland einen Bauboom bei Mitarbeiterwohnungen. 450.000 wurden damals landesweit errichtet. Inzwischen gibt es nur noch 100.000, der Rest wurde verkauft.

Was macht Werksmietswohnungen heute für Unternehmen attraktiv?

Vor allem hält oder gewinnt der Arbeitgeber die Fachkräfte, die er sucht und braucht. Hochschulabsolventen und erfahrene Spezialisten können sich aussuchen, wohin sie ziehen. Für viele ist ein hohes Gehalt nicht das alleinige Argument, sich für einen Arbeitgeber zu entscheiden. Das Angebot einer Werkswohnung steigert daher die Chance des Unternehmens, qualifizierte Bewerber an sich zu binden.

Außerdem setzt der Arbeitgeber, der in Werkswohnungen investiert, ein soziales Signal innerhalb der Stadt. Unabhängig von der Entwicklung des Wohnungsmarktes garantiert er seinen Mitarbeitern eine faire Vermietung zu ortsüblicher Miete, also im Rahmen des Mietspiegels. Doch Achtung: Ein Mietpreis unterhalb des Mietspiegels würde einen geldwerten Vorteil darstellen, den der Arbeitnehmer versteuern muss. Deshalb braucht es immer ein Konzept, das alle Aspekte berücksichtigt.

Man könnte das also als Tool für den Arbeitgeber sehen?

Ich denke, es handelt sich um eine klassische Win-Win-Situation. Der Unternehmer schärft sein Profil und er kann die Mitarbeiterwohnung natürlich steuerlich geltend machen bzw. abschreiben. Firmen können mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie gewinnen zufriedene Mitarbeiter und sparen einen Teil des Gehalts. Nicht zuletzt ist die Immobilie für das Unternehmen eine nachhaltige Kapitalanlage.

Und wie profitieren die Arbeitnehmer?

Mit der Sicherheit, dauerhaft in einer attraktiven Wohnung mit fairem Preis zu wohnen, kann der Arbeitnehmer in vielfacher Hinsicht durchatmen. Pendelzeiten werden geringer, und auch die kollegiale Komponente ist nicht unwichtig: Mit einer Werkswohnung nimmt die Lebensqualität der Arbeitnehmer erheblich zu. Sie haben mehr Zeit für sich und ihre Familie. Ein weiterer Aspekt ist das soziale Miteinander der Mitarbeiter untereinander: Wenn mehrere Werkswohnungen desselben Unternehmens in einem Gebäude untergebracht sind, stärkt das den Zusammenhalt innerhalb der Firma. Gerade wer neu in der Stadt ist, kann davon profitieren, wenn Kollegen auch Nachbarn sind. Auch Fahrgemeinschaften oder eine abgestimmte Kinderbetreuung lassen sich so leichter umsetzen.

Aber in Zeiten vom Mietendeckel werden die Wohnungen doch eh günstiger….

Aus unserer Sicht verschärft der Mietendeckel die Situation auf dem Markt sogar. Seit der Mietendeckel das Verhältnis von Angebot und Nachfrage ausgehebelt hat, wird es für Arbeitnehmer de facto schwerer, eine Wohnung zu finden. Gerade in den attraktiven Lagen der Großstädte wie Berlin dürfte die Bewerberzahl der Wohnungssuchenden explodieren. Wenn sich vorher vielleicht hundert Bewerber für eine Wohnung am Prenzlauer Berg, in Mitte oder in Kudamm-Nähe interessiert haben, sind es bei drastisch abgesenkter Miete nun zigmal so viele. Die Schlangen beim Besichtigungstermin, die ohnedies schon ellenlang waren, werden länger und länger. Firmen sind daher gut beraten, Wohnungen zu kaufen, um diese an Ihre Mitarbeiter zu vermieten. Unabhängig davon, ob das Berliner Gesetz zum Mietendeckel Bestand haben wird: Dem Mitarbeiter ist eine faire Miete sicher.

Wie steht die Politik zur Renaissance der Werkswohnungen?

Tatsächlich hat Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop Gesetzesänderungen in Aussicht gestellt, um die Rahmenbedingungen für Werkswohnungen zu verbessern. „Für die Stadt entlastet jede gebaute Werkswohnung den Mietmarkt“, so die Senatorin.

Die Berliner Wirtschaft ist aktuell jedoch stark von kleinen und mittleren Betrieben geprägt. Diesen fehlen oft die finanziellen Ressourcen, Baugrund zu erwerben und eigene Gebäude zu errichten, zumal es kaum noch Grundstücke gibt. Gerade für sie bildet der Kauf von Häusern oder Wohnungen eine sinnvolle Alternative, die für den Wohnungsmarkt übrigens neutral ist. Die Mitarbeiter würden ja ohnehin eine Wohnung benötigen.

Neu gedacht, ist das Konzept der Werkswohnung also auch eine Lösung für die Zukunft. Hierbei sind innovative Ideen gefragt. Zum Beispiel Apartments mit einem oder zwei Zimmern, die sich bei Familienzuwachs problemlos zusammenlegen lassen. Oder Verträge, die vorsehen, dass der Arbeitnehmer im Rentenalter die Wohnung beibehält. Denkbar wäre auch die Einrichtung einer Kindertagesstätte des Unternehmens, da auch in diesem Bereich akuter Mangel herrscht.

(Gespräch mit Achim Amann, Geschäftsführer von Black Label Immobilien)







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