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19.08.2020 Logistik-Hub Leipzig/Halle widersteht Covid-19

Der Logistik-Hub Leipzig/Halle widersteht der Corona-Pandemie. Zur Jahresmitte 2020 wurden bereits mehr als 211.000 m² Lagerfläche vermietet, ein Umsatzrekord im Gesamtjahr scheint möglich. Das bisherige Allzeit-Hoch wurde mit 298.000 m² im Jahr 2018 erzielt, gefolgt von 228.000 m² in 2011. 2019 konnten dagegen lediglich magere 195.000 m² bilanziert werden. Dabei werden zunehmend Neubauten / Projektentwicklungen bevorzugt, deren Anteil in den ersten sechs Monaten 2020 bei über 90 Prozent notierte.

Nirgendwo sonst wächst die Bevölkerung schneller

Anja Schuhmann, Niederlassungsleiterin JLL Leipzig, kommentiert: „Keine andere deutsche Stadt konnte ihre ökonomische Leistungsfähigkeit in den vergangenen Jahren derart dynamisch verbessern wie Leipzig. Und nirgendwo sonst in Deutschland wächst die Bevölkerung schneller, schneller sogar als in Berlin und Frankfurt. Leipzig ist mit mehr als 600.000 Einwohnern inzwischen die achtgrößte Stadt Deutschlands, auf Augenhöhe mit Düsseldorf und vor Dortmund und Essen.“ Anja Schuhmann weiter: „Das zieht viele Handelsunternehmen an. Schließlich muss die regionale Bevölkerung versorgt werden. Im Umkreis von 100 Kilometern wohnen rund 6,8 Millionen Menschen. Und es gibt noch einen weiteren Vorteil: ein großer Pool an Arbeitskräften, auch wenn sich hier ebenfalls langsam aber sicher Knappheit im Niedriglohnsektor bemerkbar macht. Dennoch ist die Verfügbarkeit noch besser als in den meisten anderen Top-Standorten Deutschlands.“

Extremer Zuwachs an Zulieferbetrieben

Der Wiederaufstieg der Leipziger Industrie begann bereits 1999 als Porsche sich entschied, sein neues Automobilwerk in Leipzig zu bauen. 2005 siedelte sich BMW an und trug sich in der Folge immer wieder auch in die Toplisten der größten Jahresabschlüsse ein, zuletzt mit einer Anmietung im bisherigen Rekordjahr 2018 mit rund 50.000 m² in unmittelbarer Nähe des eigenen Werks. Und jüngst hat Beiersdorf den Zuschlag für den Bau eines Werkes in Seehausen bekommen. Daraus resultiert ein extremer Zuwachs an Zulieferbetrieben, die Logistiknachfrage in der Region Leipzig/Halle stark befeuernd.

Neben der Industrie gehören Handelsunternehmen, dabei insbesondere der Bereich E-Commerce zu den größten Logistiknutzern der Region Leipzig / Halle. Die beiden größten Abschlüsse der letzten Jahre gingen auf deren Konto: 2018 rund 65.000 m² durch Home24 in Halle und 2020 ca. 74.000 m² durch einen Onlinehändler mit Schwerpunkt auf Sport/Freizeit und Garten in der Gemeinde Kabelsketal vor den Toren Leipzigs. „Dass gerade E-Commerce-Unternehmen zu den Nachfragern größerer Logistikflächen gehören, ist aktuell natürlich keine Überraschung“, so Schuhmann. Als Standort dieser Unternehmen hat die Region mittlerweile aber auch eine gewisse Tradition, neben den genannten neuen Mietern ist u.a. Amazon mit einem 75.000 m² großen Standort in Leipzig vertreten. In Halle betreibt eBay auf 28.000 m² ein Internet-Handelszentrum, sein erstes in Deutschland.

Logistikdrehkreuze Flughafen Leipzig-Halle und Schkeuditzer Kreuz

Dreh- und Angelpunkt der Logistikregion ist der Flughafen Leipzig-Halle, mit über 1,2 Mio. t der nach Frankfurt / M. zweitgrößte deutsche Frachtflughafen direkt angeschlossen an das Autobahnkreuz der A9 / A14, dem Schkeuditzer Kreuz. Das Gelände ist u.a. Sitz und Heimatflughafen der Fluggesellschaft AeroLogic, dem Joint Venture der DHL Express und Lufthansa Cargo. Der Frachtbereich Süd bietet erschlossenes Gewerbebauland, das teils mit direktem Vorfeldzugang ausgestattet ist.

Das ca. 13 ha umfassende Frachtzentrum inklusive dem von Swissport betriebenen „World-Cargo-Center“ bieten Platz für bis zu sechs Frachtflugzeuge, daran angeschlossen ist ein 40 ha großes Gewerbegebiet. „Die unmittelbare Umgebung des Flughafens bietet langfristig Potential für weitere bis zu 200 ha Gewerbeflächen“, so Daniel Sehnert, Team Leader Industrial Agency JLL Leipzig. Die Nähe zum Frachtflughafen und die günstige Verkehrsanbindung spielt für die Nutzer wie DHL, DB Schenker, Hellmann Worldwide Logistics, Panalpina Welttransport oder auch Amazon, die aktuell direkt neben dem Cargo-Center bauen, selbstredend eine wichtige Rolle. Das genannte Porsche-Werk und das GVZ Leipzig befinden sich ebenfalls in dessen Schlagweite.

Je näher man an Leipzig heranrückt, desto teurer wird es

Die Bandbreite der Grundstückspreise reicht von 30 – 90 Euro/m². Je näher man an Leipzig heranrückt, desto teurer wird es. Im bedeutendsten Industriegebiet der Stadt Halle/Saale, dem sogenannten StarPark beispielsweise, rund 25 km von Leipzig entfernt, wo die Flächenpotentiale allerdings weitgehend aufgebraucht oder bereits in Händen von Projektentwicklern sind, kostet der m² 30 Euro. Sehnert: „Dort ist man aber immer noch sehr gut an die Infrastruktur angebunden. Aber sogar 90 Euro sind noch vergleichsweise günstig. In Stuttgart oder München kostet der m² gerne mal 200 – 300 Euro.“

Das schlägt dann auf die Mieten durch. In Stuttgart oder München liegen sie generell bei 5 – 7 Euro/m²/Monat. „In der Region Leipzig/Halle zahlt man für Standard-Logistikhallen ab 5.000 m² in der Spitze bis 4,50 Euro/m²/Monat“, betont Daniel Sehnert. Sehnert weiter: „Bestandsflächen sind noch in fast jedem Teilmarkt zu haben. Im StarPark beispielsweise sind zusammenhängende Flächen von 1.000 – 10.000 m² verfügbar. In Leipzig-Nord gibt es Bestandsflächen bis 5.000 m² und in Leipzig-Nordost noch von 500 – 5.000 m². Aufgrund der hohen Nachfrage und des dennoch langsam knapper werdenden Flächenangebots werden die Preise und Mieten in den kommenden Jahren aber sicherlich steigen.“

Im laufenden Jahr rechnet der Logistikexperte aber mit stabilen Mietpreisverhältnissen. Und im Blick auf das Umsatzvolumen im Gesamtjahr prognostiziert Sehnert: „Die Attraktivität des Logistik-Standortes Leipzig-Halle wird bis zum Jahresende zu zusätzlichen neuen Ansätzen führen, die möglicherweise noch zum Vertragsabschluss kommen werden. Aktuell werden Verhandlungen über insgesamt 70.000 m² an unterschiedlichen Standorten geführt. Wenn sich das wirtschaftliche Umfeld weiter aufhellt, ist der Allzeit-Umsatzrekord und das Durchbrechen der 300.000 m² - Schallmauer also drin. Corona zum Trotz.“







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