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05.10.2020 Berlin: Jeder 7. Gewerbebetrieb durch Corona mit Zahlungsproblemen

In Berlin gelten seit dieser Woche noch strengere Corona-Regeln, vor allem für private Feiern hat der Senat stärkere Beschränkungen erlassen. Von der Corona-Pandemie sind in der Hauptstadt besonders der Einzelhandel, die Gastronomie sowie Gewerbebetriebe betroffen: Jeder siebte Gewerbemieter steckt in Zahlungsschwierigkeiten. Das ergab eine Umfrage des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg unter seinen Mitgliedsunternehmen im September, bei der rund 2.000 Gewerbemietverhältnisse sowie Angaben zu 30.000 Wohnmietverhältnissen analysiert wurden. Befragt wurden vom BFW gezielt Unternehmen, die in der Vermietung und Verwaltung sowohl von Wohnraum als auch von Gewerbeflächen tätig sind.

Bei den befragten Unternehmen betrugen die Mietrückstände für Gewerbeflächen im September rund 1,62 Millionen Euro, das entspricht rund 6.300 Euro pro Gewerbeeinheit und Monat. Gegenüber einer Umfrage des BFW vom Juni, die kurz nach der Wiedereröffnung der wochenlang geschlossenen Geschäfte und Gaststätten durchgeführt wurde, ist hier nur ein leichter Rückgang der betroffenen Mietverhältnisse zu beobachten: Im Juni lag der Anteil der Gewerbeeinheiten mit Corona-bedingt ausstehenden Mietzahlungen noch bei gut 20 Prozent, aktuell beträgt er knapp 15 Prozent.

„Die jetzt vorliegenden Zahlen sind ein Beleg, dass die Regelungen für die Gewerbebetriebe in der Hauptstadt greifen. Insgesamt ist jedoch wieder ein besorgniserregender Anstieg der Infektionszahlen zu verzeichnen. Vernunft allein reicht offensichtlich nicht. Die Corona-Regeln müssen strikt eingehalten, stärker kontrolliert und Verstöße konsequent geahndet werden, um die sich gerade erst erholende Wirtschaft nicht wieder durch weitere Beschränkungen zu gefährden. Die Lage für den Einzelhandel und die Gastronomie, für Geschäftsinhaber und Handwerker ist nach wie vor sehr angespannt. Das mittelständische Gewerbe leidet noch immer unter den Folgen des Lockdowns, der aktuellen Reisebeschränkungen und dem deutlich geringeren Tourismus in der Stadt“, sagt Susanne Klabe, die Geschäftsführerin des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg.

Laut der Umfrage des BFW ist im Gewerbebereich der Einzelhandel am stärksten betroffen. Rund 50 Prozent der Unternehmen berichten, dass ihre Mieter im Einzelhandel Zahlungsschwierigkeiten haben. 42 Prozent der Unternehmen benennen hier die Gastronomie. Im Bereich des Einzelhandels leiden insbesondere die Inhaber von Bekleidungsgeschäften mit rund 43 Prozent unter den Auswirkungen des Coronavirus besonders stark. Bei der Umfrage des BFW im Juni gingen etwa 60 Prozent der von Ausfällen betroffenen Gewerbemietverhältnisse auf den Einzelhandel, die Gastronomie und Hotels zurück.

Ein weiteres Ergebnis der aktuellen Umfrage: Zwei Drittel der Mietrückstände treten bei Gewerbeeinheiten in B-Lagen auf, also in überwiegend nur von Anwohnern frequentierten Einkaufs- und Seitenstraßen. Die hochfrequentierten Innenstadtlagen scheinen demnach deutlich weniger von der Corona-Pandemie betroffen zu sein.
Die befragten Unternehmen gaben zudem an, bei rund 70 Prozent der betroffenen Gewerbemietverhältnisse individuelle Lösungen mit den Mietern gefunden zu haben, vor allem Stundungs- und Ratenzahlungsvereinbarungen. Teilweise wurde die ausstehende Miete gänzlich erlassen. Ein Viertel der Mitgliedsunternehmen hat aufgrund der Auswirkungen des Coronavirus bereits Mietverträge für Gewerbeflächen mit ihren Mietern neu verhandelt und beispielsweise eine geringere Miete vereinbart oder die Kündigungsfristen angepasst. Trotz dieser Maßnahmen sehen etwa 63 Prozent der befragten Unternehmen ein mittleres Insolvenzrisiko ihrer Gewerbemieter, rund 50 Prozent rechnen damit, dass sich der Leerstand bei Gewerbeeinheiten erhöhen wird. Lösungen sehen die Mitgliedsunternehmen in einem Mix aus staatlichen Finanzhilfen, Lockerungen von Tourismus- und Reiseauflagen, aber auch in der unternehmerischen Anpassungsfähigkeit an die gegenwärtige Situation.

Deutliche Unterschiede gibt es bei den Auswirkungen des Coronavirus auf Mietverhältnisse für Wohnungen. Die Anzahl der betroffenen Mietverhältnisse für Wohnungen ging nochmals stark zurück und befindet sich auf einem außerordentlich geringen Niveau. Bei lediglich 50 der analysierten 30.000 Wohnraummietverhältnisse standen demnach Mietzahlungen aufgrund des Coronavirus aus. Das entspricht einem Anteil von nur 0,17 Prozent – im Juni waren es noch 1,47 Prozent. Auch im Bereich der Wohnraummietverhältnisse wurden und werden nach wie vor einvernehmliche Lösungen von Vermietern und Mietern gefunden.








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