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09.11.2020 Berliner Wohnimmobilienmarkt geht unbeeindruckt durch die Krise

Auf dem Berliner Wohnimmobilienmarkt sind die Preise auch im Jahr 2020 in fast allen Teilmärkten gestiegen. Dies geht aus dem heute veröffentlichten Immobilienpreisservice des IVD Berlin-Brandenburg hervor. Für diesen haben IVD-Marktreporter und Mitglieder des Wertermittlungsausschusses detailliert die wichtigsten Immobilienteilmärkte der zwölf Berliner Bezirke sowie die kreisfreien Städte Brandenburgs untersucht. Das aktuelle Zahlenwerk basiert ausschließlich auf tatsächlich erzielten Kaufpreisen für Wohn- und Gewerbeimmobilien in der Metropolregion Berlin-Brandenburg.

„Sieben Monate nach Beginn der Corona-Krise zeigt sich der Berliner Immobilienmarkt bislang weitgehend unbeeindruckt. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Entwicklung der Kaufpreise etwas beruhigt, befindet sich aber weiterhin auf hohem Niveau. Ein Ende der angespannten Lage ist aber noch nicht in Sicht. Es bleibt abzuwarten, wie die zweite Corona-Welle auf den Markt auswirkt“, kommentiert Katja Giller, Vorsitzende des Wertermittlungsausschusses des IVD Berlin-Brandenburg.

Mietangebot von Bestandswohnungen deutlich geringer

Seit Inkrafttreten des Mietendeckels ist das Angebot an Mietwohnungen sehr deutlich eingebrochen. Die Wohnungsmieten im nicht vom Berliner Mietendeckel betroffenen Neubau sind mit durchschnittlich 12,25 Euro pro Quadratmeter in Standard- sowie 14,00 Euro pro Quadratmeter in Vorzugslagen um 4,3 Prozent bzw. 3,7 Prozent gestiegen. Für alle weiteren Baujahresklassen wurden aufgrund der Mietendeckelung und der faktischen Aushebelung aller marktwirtschaftlichen Grundsätze keine Neuabschlussmieten erhoben.

Eigentumswohnungen in Vorzugslagen in Berlin-Mitte nach wie vor am teuersten
Die Wertentwicklung für Bestandsimmobilien in Standardlagen fällt mit plus 6,8 Prozent weiter deutlich positiv aus, wenn auch schwächer als in den Vorjahren (2019: 11,3 Prozent, 2018: 12,8 Prozent, 2017: 12,0 Prozent). Im Schwerpunkt kostet ein Quadratmeter Wohnfläche nun 3.150 Euro. Auch in Vorzugslagen hat sich die Preisdynamik mit plus rund 5,5 Prozent etwas beruhigt (2019: 9,0 Prozent, 2018: 8,0 Prozent, 2017: 11,0 Prozent). Der Quadratmeter Wohnfläche kostet dort aktuell 3.850 Euro.

Die höchsten Preise für Wohnflächen werden wie in den vergangenen Jahren in den Vorzugslagen von Mitte (5.100 Euro pro Quadratmeter) und Charlottenburg (4.700 Euro pro Quadratmeter) aufgerufen. Die niedrigsten Schwerpunktpreise finden sich in den Standardlagen in Marzahn-Hellersdorf (2.700 Euro pro Quadratmeter) und in Spandau (2.800 Euro pro Quadratmeter). Bei Neubauimmobilien sind die Preise sowohl in Standard- als auch Vorzugslage um rund 4 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau gestiegen (2019: 9 Prozent). Ein Quadratmeter Wohnfläche im Schwerpunkt kostet 4.800 Euro pro Quadratmeter beziehungsweise 5.600 Euro pro Quadratmeter.

Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser weiter im Plus

Auch im Segment der freistehenden Ein- und Zweifamilienhäuser (ohne Neubau/Erstbezug) stiegen die Preise kräftig, aber verhaltener als im Vorjahr. In Standardlagen stiegen die Preise um 7,5 Prozent und in Vorzugslagen um 5,5, Prozent (2019: 11 Prozent beziehungsweise 10 Prozent). Für ein frei stehendes Einfamilienhaus (durchschnittlich 140 m² Wohnfläche und 700 m² Grundstücksfläche) in Vorzugslagen muss man im Durchschnitt 580.000 Euro, in Standardlagen 430.000 Euro investieren. Die teuersten Schwerpunktpreise finden sich nach wie vor in Steglitz-Zehlendorf mit 750.000 Euro (ohne Charlottenburg-Wilmersdorf, dort ist dieser Teilmarkt untergeordnet). Die geringsten Kosten entstehen in den peripheren Standardlagen von Pankow (390.000 Euro). Mit einem Plus von 8,3 Prozent stiegen die Preise dort wie im vergangenen Jahr überdurchschnittlich.

Bauland stark nachgefragt

Die Preise für Baugrundstücke haben in diesem Jahr deutliche, aber geringere Preisanstiege erfahren als in den Vorjahren. Die Schwerpunktpreise stiegen in den Standardlagen um rund 7,5 Prozent auf 500 Euro pro Quadratmeter (2018: 20 Prozent), in den Vorzugslagen um rund 6,4 Prozent auf 860 Euro pro Quadratmeter (2018: 14 Prozent). Am günstigsten sind weiterhin die Preise in den Randlagen von Spandau mit 350 Euro pro Quadratmeter und Treptow-Köpenick mit 380 Euro pro Quadratmeter. Die teuersten Lagen befinden sich in Charlottenburg-Wilmersdorf mit rund 2.000 Euro pro Quadratmeter sowie in den Vorzugslagen in Steglitz-Zehlendorf mit rund 1.850 Euro pro Quadratmeter, beziehen sich jedoch auf den abweichenden Teilmarkt von Stadtvillen bzw. exklusiven Eigentumswohnungen.

Sinkende Nachfrage nach Wohn- und Geschäftshäusern

Im Teilsegment der Wohn- und Geschäftshäuser mit geringem Gewerbeanteil lag das durchschnittliche Preisniveau unverändert bei 2.200 Euro pro Quadratmeter in Standardlagen und 2.700 Euro pro Quadratmeter in Vorzugslagen. Reinickendorf bildete mit einem Preiszuwachs von 2 Prozent in Standard- und 4 Prozent in Vorzugslagen eine Ausnahme. Im Jahr 2019 lagen die Preisanstiege noch bei 10 Prozent in Standard- und 8 Prozent in Vorzugslagen.

„Die Stagnation der Preisentwicklung dürfte in der Hauptsache dem Berliner Mietendeckel und den allgemeinen politischen Rahmenbedingungen zuzuschreiben sein. Investoren und mittelständische Anleger halten sich zurück. Allerdings wurden auch keine sinkenden Preise erfasst. Dies bestätigt erneut, dass die Entwicklung der Verkaufspreise sich von der Mietenentwicklung abgekoppelt hat. Das kurzzeitig gestiegene Investoreninteresse an Büro- und Praxisflächen ist mit Beginn der Corona-Krise im März 2020 wieder stark zurückgegangen. Ein klares Bild über die Auswirkungen der Krise erwarten wir erst dann, wenn die staatlichen Förderprogramme und Hilfen auslaufen“, sagt Giller.

Ausblick – Berlin weiterhin nachgefragt, Zukunft mit Mietendeckel ungewiss

Ob sich der Berliner Wohnimmobilienmarkt auch weiterhin krisenfest zeigen wird, bleibt abzuwarten. Zwar ist die Nachfrage nach selbst genutztem Eigentum gestiegen und das Angebot an Mietwohnungen bleibt weiterhin hinter der Nachfrage zurück. Die weitere Entwicklung der Nachfrage ist jedoch abhängig von der Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im In- und Ausland. Im Hochpreissegment zeichnet sich eine Verlangsamung der Preisdynamik ab, was die Baulandpreise in zentralen Vorzugslagen tendenziell stagnieren lässt. Die Lage am Mietmarkt dürfte sich weiter verschärfen. Der Neubau kann die Bedarfslücke bislang nicht schließen und der Mietendeckel wird das Angebot an Bestandswohnungen künstlich knapphalten.

„Der Mietendeckel bestimmt derzeit den Berliner Wohnimmobilienmarkt. Auf dem Mietmarkt herrscht Chaos. Für Bestandswohnungen gelten staatlich verordnete Preise, parallel werden aber weiterhin Marktmieten vereinbart. Am meisten profitiert der Berliner Wohneigentumsmarkt vom Mietendeckel. Vermieter veräußern ihre Wohnungen lieber, als Verluste durch das staatliche Preisregime hinzunehmen. Auf der Nachfrageseite beobachten wir ein wachsendes Interesse an Wohneigentum. Wem Berlin zu teuer ist, der zieht nach Brandenburg“, sagt Kerstin Huth, Vorsitzende des IVD Berlin-Brandenburg.






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