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11.12.2020 Die EZB bleibt sich treu

Mitten in der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg steht der DAX fast auf seinem Allzeithoch – dieses Vertrauen der Anleger haben die Märkte auch der Europäischen Zentralbank und ihrer klaren Linie zu verdanken. Heute hat EZB-Chefin Christine Lagarde erwartungsgemäß nochmals deutlich nachgelegt: Die ultralockere Geldpolitik wird abermals erheblich ausgeweitet; entsprechende Programme werden aufgestockt und verlängert. Eine baldige Zinserhöhung bleibt unverändert in weiter Ferne.

Die EZB versprüht Hoffnung in einer Krise, die eigentlich mit geldpolitischen Mitteln nicht aus der Welt geschaffen werden kann: Das Problem ist eben kein wirtschaftliches, sondern ein medizinisches. Dennoch konnte sie einen Zusammensturz der Wirtschaft, wie ihn die Aktienmärkte noch Mitte Februar vorzeichneten, vermeiden. Und das verdient große Anerkennung.

Damit operiert die Europäische Zentralbank seit dem Frühjahr 2020 in ihrem Bereich deutlich erfolgreicher als die Politik, der es nicht gelingt, wirksame Maßnahmen zu beschließen, um die Pandemie im Euroraum nachhaltig einzudämmen. Bei Christine Lagarde ist von der Erfassung der Notsituation bis zur Formulierung und Umsetzung eines Handlungsstrangs nie viel Zeit verstrichen.

Trotz starken Rückenwinds für die Märkte sollten sich Anleger jedoch nicht zu sicher fühlen. Die Märkte gehen von einer rosigen Zukunft aus, die vor allem auf einen baldigen Impfstoff und die boomende Wirtschaft in China setzt. Diese Hoffnung birgt Risiken, die teilweise noch nicht eingepreist sind und über die kaum jemand wirklich nachdenken will. Beim Umgang mit dem Virus und der Abschätzung seiner Folgen gab es schon viele Irrtümer. Eine Diskussion um die Wahrscheinlichkeiten dieser Risiken ist daher auch nicht wirklich hilfreich.

(Kommentar von: Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der TARGOBANK)








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